Thomas Münker, stellvertretender Leiter der Marketing-Abteilung der Sparkasse am Niederrhein (obere Reihe, Mitte) zeichnete die erfolgreichen Teilnehmer für ihre Leistungen im Wettbewerb „Deutscher Gründerpreis für Schüler 2007“ im Saal der VHS am Kastellplatz aus.
NIEDERRHEIN. Die Vertreter von neun Schülergruppen wurden jetzt von der Sparkasse am Niederrhein für besondere Leistungen im Wettbewerb „Deutscher Gründerpreis für Schüler 2007“ im Saal der VHS am Kastellplatz geehrt. Die Gruppen hatten sich bei der Sparkasse angemeldet - im Bereich des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes (RSGV) waren es 122, bundesweit nahmen 1.302 Teams teil. Von den neun Teams waren sieben bei der Siegerehrung vertreten, vier von ihnen belegten sehr gute Plätze. Thomas Münker, stellvertretender Leiter der Marketing-Abteilung, überreichte den stolzen Schülern Urkunden und Geldpreise: „Ihre Ideen und die jeweilige Umsetzung, die sie innerhalb von drei Monaten erarbeitet haben, landeten im Bundeswettbewerb alle in der vorderen Hälfte.“
Erfolgreiche Konzepte: Babywiege, Haustier-Chip und Festtagstorte
Den ersten Platz belegten Johanna Saxe, Carolin Voth, Uwe Anlahr und Raphael Magdo vom Grafschafter-Gymnasium mit „Caros Kinderparadies“. Ihre Idee: eine vollautomatisch selbstschaukelnde Babywiege mit diversen Zusatzfunktionen. Im Rheinland erreichten sie damit Platz 16, bundesweit Platz 150. „Die Wiege hätte ich ja gern einmal gesehen“, sagte Thomas Münker, als er den stolzen Siegern die Urkunden und ein Startkapital in Höhe von 50 Euro pro Person überreichte. Den zweiten Platz belegte die Gruppe „Animal GmbH“ mit Konstantin Klein, Jan Renner, Jens Böttcher, Patrick Hopp, Christopher Grigore und Tim Schmidt von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Sie überzeugten die Jury mit ihrer Idee, Tier-Halsbänder mit integriertem Chip zu entwickeln, der eine Ortung von Haustieren ermöglicht. Auf den dritten Platz kam „Celebrate Cake“: Sandra Mesnaric, Tatjana Graßhoff, Bianca Biermann und Lea Paquet von der Anne-Frank-Gesamtschule hatten eine Festtagstorten-Produktion entwickelt. Platz vier ging an das „DASS Partyservice“-Team. Seher Kizilkaya, Sabrina Mezaros, Alisa Umlauf und Dominic Nasilowski von der Anne-Frank-Gesamtschule hatten einen besonders schnellen Partyservice ersonnen.
Bundesweit größtes Existenzgründer-Spiel für Jugendliche
Der Deutsche Gründerpreis für Schüler, bisher bekannt als „StartUp-Werkstatt“, ist das bundesweit größte Existenzgründer-Planspiel für Jugendliche, die im Rahmen einer fiktiven Unternehmensgründung ein Geschäftskonzept entwickeln. Schülergruppen bilden eine virtuelle Firma. Dabei stehen ihnen ein Coach und ein Unternehmerpate zur Seite. Per E-Mail bekommen die Gruppen Aufgaben und müssen unter anderem den Markt erkunden, PR- und Werbemaßnahmen planen, eine eigene Homepage entwerfen und betriebswirtschaftliche Überlegungen anstellen. „Die Schüler machen das in ihrer Freizeit“, erklärt Monika Pogacic von der Sparkasse. Der Deutsche Gründerpreis wird von den Partnern Sparkassen, Stern, ZDF und Porsche ausgelobt. Bereits seit 1997 engagieren sich die Partner für die Förderung des Unternehmertums und der Gründungskultur. Der Deutsche Gründerpreis wird unter anderem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unterstützt.
Ein Lob gab es von Otto Laakmann, Lehrer der Geschwister-Scholl-Gesamtschule, der seit Jahren Schülergruppen als Coach im Wettbewerb begleitet: „Danke an die Sparkasse am Niederrhein, dass sie Schulen und Lehrern die Chance gibt, so etwas Praxisorientiertes machen zu können. Das ist für die Schüler ganz wichtig.“ Im Anschluss an die Siegerehrung wurden alle Teilnehmer zum Vereinsfrühschoppen auf dem Kastellplatz eingeladen und erhielten Freikarten für das Sonntags-Programm des Comedy Arts Festivals. Ein krönender Abschluss eines erfolgreichen Wettbewerbs.
Die weiteren Platzierungen:
5. Platz: „BIG-Networking“ (Kevin Bonert, Yannik Hußmann, Dennis Prediger und Michael Jochums), Anne-Frank-Gesamtschule. 6.Platz: „Dog-Walker“ (Richard Braun, Daniel Berk, Daniel Rosenauer, Rafael Stein und Timo Jülkenbeck), Anne-Frank-Gesamtschule. 7.Platz: „ISHO“ (Sam Lanfermann, Marc Plückhahn, Maik Zotz-mann, Daniel Bundschus und Dorian Loogen), Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
7.8..2007
Lauter strahlende Gesichter am Denkmal-Sockel vor dem Schloss. Das süße Henriettchen ging in diesem Jahr an Galumpha aus den USA. Giovanni Malaponti (rechts), Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Sparkasse am Niederrhein, überreicht den Comedy-Preis an Andy Horwitz, Marlon Torres und Dywon Fisher. Wenke Seidel, Geschäftsführerin der Volksschule, zeigt die Urkunde. (Foto: Stephan Schwarz)
MOERS. Das Henriettchen, der Moerser Comedy-Preis, geht in diesem Jahr an die amerikanische Formation Galumpha. Überreicht wurde die aus Zuckerguss gefertigte Nachbildung des vor dem Schloss stehenden Denkmals von Giovanni Malaponti. Der Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein freut sich über die Wahl der Jury: „Andy Horwitz, Marlon Torres und Dywon Fisher sind Bewegungskünstler der Weltklasse und zudem sehr angenehme Zeitgenossen.“ Wenke Seidel, Geschäftsführerin der Volksschule, konnte dem vom künstlerischen Leiter Holger Ehrich verfassten Urkundentext nur beipflichten: „Auf einzigartige und immer auch humorvolle Weise trägt Galumpha dazu bei, anspruchsvolles visuelles Theater zu popularisieren und gleichzeitig die Kunst des Bewegungstheaters innovativ zu bereichern.“ Das Publikum in der Sparkassen-Arena bestätigte die Wahl der diesjährigen Preisträger mit begeistertem Applaus.
Gleichgewichtslogik außer Kraft gesetzt
Galumpha erwies sich beim 31. Comedy Arts Festival somit als Kritiker- und gleichzeitig Publikumsliebling. Die drei Tänzer sind Akrobaten mit höchster Körperbeherrschung. Sie verschränken sich ineinander und verschmelzen miteinander wie bewegliche Skulpturen. Ihre ganz eigene Kombination aus atemberaubender Akrobatik, beeindruckenden visuellen Effekten und einfallsreichen Choreografien scheinen jedwede Gleichgewichtslogik und Kräfteprognose zu widersprechen. Sie sind nicht nur geniale Sportler mit viel Kraft und Phantasie für unglaublich komplizierte Figuren - nein, sie sprühen auch vor Witz. David Letterman, der weltweit bekannte Fernsehmoderator, adelte sie gar mit einem Auftritt in seiner berühmten Latenight-Show.
7.8.2007
Nahezu 800 Vertreter von Moerser Vereinen, Verbänden und Organisationen waren der Einladung der Sparkasse am Niederrhein zum Vereinsfrühschoppen in die Arena auf dem Kastellplatz gefolgt. Die Gäste amüsierten sich beim Comedy-Programm prächtig. Auch Bürgermeister Norbert Ballhaus (Mitte) lachte herzhaft. Links neben ihm die Sparkassenvorstände Winfried Schoengraf und Frank-Rainer Laake. Rechts: Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Hans-Georg Schmitz.
MOERS. Nahezu 800 Vertreter von rund 380 Moerser Vereinen, Verbänden und Organisationen waren der Einladung der Sparkasse am Niederrhein zum traditionellen Vereinsfrühschoppen gefolgt. Anlass war die offizielle Spendenverteilung 2007. Das Kreditinstitut fördert ehrenamtliche Arbeit in sozialen Einrichtungen sowie Sport und Kultur im Geschäftsgebiet Moers in diesem Jahr mit knapp 490.000 Euro. Bürgermeister Norbert Ballhaus sagte ein großes Dankeschön und lobte die Unterstützung der Sparkasse: „Ohne sie wäre hier vieles nicht möglich.“ Der Vereinsfrühschoppen in der Sparkassen-Arena auf dem Kastellplatz gehört seit geraumer Zeit fest in den sonntäglichen Veranstaltungsablauf des Comedy Arts Festivals.
Anerkennung fürs Ehrenamt
Vorstandsvorsitzender Winfried Schoengraf betonte die Verbundenheit der Sparkasse am Niederrhein mit der Region und den Menschen: „Ich freue mich, Ihnen hier und heute öffentlich unsere Anerkennung und unseren Dank aussprechen zu dürfen. Die Sparkasse ist stolz darauf, Ihre Arbeit finanziell unterstützen zu können.“ Dr. Hans-Georg Schmitz, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse, kommentierte mit Blick auf die geplante Änderung des Sparkassengesetzes: „Das Gesetz wird geändert. Wir können aber sicher sein, dass es auch zukünftig die Anerkennung des Ehrenamtes enthalten wird.“ Zudem stellte er das Besondere an den Sparkassenspenden heraus: „Es ist die Vielzahl der punktuellen Unterstützungen von ehrenamtlichem Engagement vor Ort“.
Slapstick und Mitmach-Lieder
Das Rahmenprogramm des Vereinsfrühschoppens stand ganz in der Tradition des Comedy-Arts-Festivals. Komiker Detlef Winterberg, der die Veranstaltung auch moderierte, sorgte immer wieder für herzhafte Lacher, beispielsweise mit seinem frechen Seitenhieb auf Moers: „Schau Dir die Altstadt von Moers an - gönn’ Dir die zwei Minuten.“ Auch die Slapstick-Nummern, von mundgemachten Geräuschen unterlegt, kamen beim Publikum gut an. Der musikalische Kabarettist und Poet Christian Hirdes setzte indes andere Akzente: Seine teils hintergründig komischen Lieder und Gedichte spielen lustvoll mit der deutschen Sprache. Die Gäste amüsierten sich prächtig. Vor allem das Mitmach-Lied, das von einem Lastwagenfahrer erzählt, der seit 20 Jahren ständig zwischen Moers und Neuss hin und her fährt, begeisterte die Vereinsvertreter und entließ sie gut gelaunt in den anschließenden Frühschoppen. --- Auf vielfachen Wunsch finden Sie unter www.christianhirdes.de die Geschichte von Lisa und ihren vier chinesischen Freundinnen.
6.8.2007
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Zum Finale des Festivals enterte Oliver Kalkofe die Bühne. Seine böse, fast schon sadistische Medienschelte, bekannt aus seiner TV-Show „Mattscheibe“, war auch live das Pfund mit dem der Grimme-Preisträger wucherte. Das kam beim Publikum an, denn je frecher und gemeiner seine Angriffe waren, desto mehr Lacher hatte er auf seiner Seite.
MOERS. Nach zwei tollen Festival-Tagen bot das Comedy Arts Festival auch am Sonntag ein hochwertiges Programm. Holger Ehrichs neues Konzept, jeden Abend von einem anderen Künstler moderieren zu lassen, ging wiederum auf – auch wenn Detlef Winterberg es schwer hatte, an die Klasse eines Heinz Gröning oder der zauberhaften Astrid Gloria heranzureichen. Das Publikums musste erst einmal mit dem Witz des zappeligen Berliners warm werden, doch dann zündeten seine Gags. Der freche Seitenhieb auf Moers war schon gut: „Schau Dir die Altstadt von Moers an - gönn’ Dir die zwei Minuten.“ Aber vor allem die Slapstick-Nummern, die er mit mundgemachten Geräuschen unterlegte, kamen beim Publikum gut an. Seine Imitation einer Kaffeemaschine, Modell Philips 310, war ein echter Knaller. Die Stimmung in der Sparkassen-Arena nahm Fahrt auf.
Danach übernahmen Herr Schulze und Herr Schröder vom Wall Street Theatre das Kommando. Die beiden Herren verkörpern zwei schrullige englische Gentlemen, die mit großem Bohei eine Melange aus Slapstick und Akrobatik präsentieren – jedoch immer sehr korrekt, sehr britisch. Da blieb keine Auge trocken: Ob nun mit Stühlen eine waghalsige chinesische Pyramide gebaut wurde oder der klassische Zaubertrick „The levitating lady“, als „schwäbische Jungfrau“ übersetzt, von den Herren zur Rücken schädigenden Kamikaze-Nummer verwurstet wurde.
Ruhrgebiets-Softie und Wortakrobat
Der musikalische Kabarettist und Poet Christian Hirdes setzte indes andere Akzente: Seine teils hintergründig komischen Lieder und Gedichte spielten kunst- und lustvoll mit der deutschen Sprache. Die Geschichte von Lisa und ihren vier chinesischen Freundinnen ist beispielsweise Wortakrobatik pur. Heinz Erhard, Hanns Dieter Hüsch und Max Goldt hätten ihre wahre Freude daran gehabt. Christian Hirdes, ein Ruhrgebiets-Softie und verkorkster Frauerversteher, begleitet sich mit Klavier und Gitarre, entlockt sowohl dem Alltag als auch seiner reichen Fantasie so manch morbid-witziges Bonmont. Dabei kann er auch ganz anders: Seine Mitmach- und Stimmungslieder, wie die böse Grönemeyer-Persiflage und Organspender-Hymne „Gib mir mein Herz zurück, ich brauch meine Leber noch“ oder seine Essener Stadtteile aufzählende Version des Bob Marley-Klassikers, hier „No woman in Kray“ betitelt, ließen das Publikum begeistert klatschen und johlen. Bei der orgiastisch jodelnden Verhohnepiepelung von Cranberries „Zombie“ geriet er gar in erotische Verzückung: „Sie kommt nie!“ Den Zuschauern war’s recht. Applaus - Applaus!
Herr Schulzes und Herr Schröders zweiter Streich
Das zweite Set von Herrn Schulze und Herrn Schröder bot komische Aktions-Comedy. Der dramatisch angekündigte „The ultimate act“ entpuppte sich für die Künstler als halsbrecherisches Mitmach-Kunststück, wurde doch aus dem Publikum ein Freiwilliger rekrutiert: „We need a frei Willi – we need a Herr Schmitz!“ Und dieser Helfer hatte hernach eine buchstäblich tragende Rolle, denn er musste - fix als Engländer verkleidet - auf seinen Schultern Herr Schulze tragen. Dieser jonglierte im Zusammenspiel mit Herrn Schröder sechs Kegel. Erschwert wurde der Act dadurch, dass Herr Schröder auf einem extra hohen Einrad balancierte. Die Arena johlte.
Die Frau kann einfach alles
Hohe Erwartungen wurde an den Auftritt von Martina Brandl geknüpft. Und ihr vielseitiges Programm nahm locker diese Hürde und überzeugte mit einem Best-Of aus zwölf Jahren Bühnenkarriere. Die Frau kann einfach alles: freche Chansons, bis an die Bitterkeit reichende Selbstbeschau, beinahe klassisches Kabarett und spöttische Comedy. Alles sehr musikalisch, denn Martina Brandl verfügt über mehrere Stimmen – unter anderem auch über eine schöne Singstimme. Begleitet wurde sie von Martin Rosengarten am Klavier. Natürlich gab es auch einen Auszug aus ihrem Roman „Halbnackte Bauarbeiter“, der in der Spiegel-Bestsellerliste den sechsten Rang erreichte. Vor allem die schonungslos-witzige Beschreibung ihres Lebens als Frau über 35 löste wahre Heiterkeitswellen in der Arena aus. Gerade die Tücken mit der komplizierten Sache namens Liebe und Erotik brachte Martina Brandl immer wieder köstlich auf den Punkt. Große Show, großer Jubel.
Kalkofe pur: Satirisch, sarkastisch und böse
Zum Finale enterte dann Oliver Kalkofe die Bühne. Seine böse, fast schon sadistische Medienschelte, bekannt aus seiner TV-Show „Mattscheibe“, war auch live das Pfund mit dem der Grimme-Preisträger wucherte. Genüsslich sezierte er den Niedergang so mancher Pop-Helden. Ob nun Prince, Angela Merkel oder die Teletubbies: Alle bekamen ihr Fett weg. Satirisch und sarkastisch kalauerte er sich durch sein Programm: „Wie groß ist das Gehirn eines Fernsehredakteurs? Es muss ja eine gewisse Größe haben, damit es beim schlafen nicht aus dem Ohr rollt.“ Das kam beim Publikum an, denn je frecher und gemeiner seine Angriffe waren, desto mehr Lacher hatte er auf seiner Seite. Kalkofe wurde seinem Ruf gerecht und scheute auch nicht den Witz, der weit unter der Gürtellinie seine Treffer landet. Der Mann hat immerhin einen Ruf zu verteidigen. Seine Live-Performance verband er mit einigen der besten Szenen aus seiner Fernsehshow, die er auf eine Leinwand projizieren ließ. Dem Großteil der Zuschauer gefiel’s. Einige hatten vorab die Arena Richtung heimatliches Bett verlassen, was wohl der fortgeschrittenen Uhrzeit geschuldet war.
Mit großem Applaus und Dankesworten für alle Akteure, Helfer, Sponsoren und einem Glückwunsch für den Künstlerischen Leiter Holger Ehrich ging damit ein gelungenes Festival zu Ende. Insgesamt besuchten knapp 4.600 zufriedene Zuschauer das Comedy Arts Festival 2007.
6.8.2007
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Absolute Weltklasse: Visuelles Theater von Galumpha beim Comedy Arts Festival am Samstag.
MOERS. Nach dem rasanten Auftakt ging es am zweiten Abend des Comedy Arts Festivals vor rund 1700 Zuschauern zauberhaft weiter. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, wurde doch das Programm voller „Attraktionen, Sensationen, Mutationen“ von einer leibhaftigen Zauberin moderiert: Astrid Gloria aus Köln, dem „guten Nistplatz für schräge Vögel“, sorgte mit Hessenpower und derbem Witz dafür, dass die Zuschauer in der Sparkassen-Arena zwischen „den mysteriösen Sachen zwischen Himmel und Erde, die man nicht erklären kann“ die Bodenhaftung nicht verloren. In einem orkanstarken Feuerwerk an guter Laune sinnierte sie über die Boshaftigkeit jener „Spermapolder“, die beim Ausparken so gern plötzlich hinter dem Auto aus dem Boden schießen, über sockenfressende Waschmaschinen und das Schicksal der zurückbleibenden Single-Socken. Sie empfahl für gefühlsechte und kuschelweiche weibliche Rundungen Schokolade statt Silikon, ließ Tische über die Bühne schweben, zauberte ein Piccolöchen aus ihrem Stiefel und begründete mit Comedy-Fan Werner aus Essen den Weltrekord im „Männer-mit-den-Blicken-ausziehen“.
Explosive Stuntshow aus der Schweiz
Der Turbobegrüßung folgte eine Turboshow mit Sexsymbol Dottore Antonio Superbuffo Caradonna. Das war Stuntcomedy in der explosivsten Sorte. Der liebenswerte Schweizer, der so herzlich ansteckend über seine eigenen Witze lachen kann, ist Wilhelm und Walter in Personalunion, mit einem Bumerang statt der Armbrust und einem Kopfsalat statt des Apfels. „Ich weiß, das ist sehr blöd“, gesteht er freimütig, aber er hat eine Erklärung: „Ich bin aus der Schweiz.“ Zu raffinierten Soundtracks aus James Bond und Mission Impossible tönte der Schlachtruf „Go Superbuffo, go!“ durch die Arena, als Caradonna mit einem ferngesteuerten Hubschrauber brennende Kerzen auf einem Kuchen auspustete und eine Zigarre, die er lässig zwischen den Lippen hielt, in kleinste Stücke zerhäckselte, mit dem auf dem Kinn jonglierten „Rasentrimmer des Todes“ Kopfsalat explodieren ließ oder als Superman beim Striptease auf einem original Schweizer Kanalisationsrohr mit einem Laubbläser Basketball spielte. „Von mir könnt Ihr was lernen“, erklärte Caradonna strahlend, bevor er sich unter tosendem Beifall verabschiedete.
Pantomime der Sonderklasse
Im zweiten Act begrüßte Gloria einen Mann, der nicht viele Worte macht, einen Weltstar der Visual Comedy: Joseph Collard, die eine Hälfte des Duos Les Funambules, verzauberte mit seinem Solostück Zig-Zag das Publikum. In klarer Körpersprache zauberte der Meister der Situationskomik in einem phantasiereichen Wirbel aus Ausdruck und Clownerie ein lebendiges Bild von seiner Familie, seinen Lehrern, seiner Karriere als Pantomime. Assistiert von Maria und Josef aus dem Publikum wurde gezigzagt in einem virtuosen Strudel aus Improsivation und Absonderlichkeiten: Pantomime der Extraklasse. Ein zauberhafter Act der stillen Kunst, der vom faszinierten Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert wurde.
Imitieren und irritieren: SWOP lässt deutsche Popsongs swingen
Den lautstarken Kontrast lieferten nach der Pause Thomas Nicolai und das elf Mann starke Savoy-Dance-Orchestra mit SWOP, der genialen Mischung aus Swing und Pop. „Singen Sie mit, klatschen Sie mit, schnippsen Sie mit“, forderte der Schauspieler, der seit 2004 vor allem sich selbst spielt, das Publikum auf - und die Zuschauer ließen sich nicht lange bitten: sie sangen, klatschen und schnippsten nach Leibeskräften. Mit seiner neuen Show hat „Ossi“ Nicolai sich einen Traum erfüllt: In Spezial-Arrangements lassen die virtuosen Musiker bekannte Songs völlig neu erklingen: „Endlich versteht man die Texte.“ Ob Herbert Grönemeyers „Bochum“ oder Wolle Petrys „Wahnsinn“, der blonde Entertainer jazzte, rockte, kalauerte, imitierte und irritierte durch die deutsche Popgeschickte, dass kein Auge trocken blieb. Gewürzt war das ultimative SWOP-Meeting mit Kurzbesuchen von Patrick Schleifer, dem Country- oder vielmehr „Ganndry“-Fan mit dem geschmacklosesten Strickpulli und der scheußlichsten Frisur unter der Sonne von Schkeuditz und Witzeerzähler Pepik Nowak aus Vrchlaby bei Prag, der mit seinen gnadenlosen Witzen für ausgelassene Stimmung sorgte – beides nicht neu, aber immer wieder gut.
Absolute Weltklasse: Visuelles Theater von Galumpha
„Ist das nicht eine geile Nacht“, jubelte Astrid Gloria nach dieser Groove-Attacke, bevor sie nach einem völlig losgelösten Hilde-Knef-Rock mit Sex, Drugs und Rock’n’Roll den letzten Act des Abends ankündigte: Galumpha aus New York. „Galumpha“, so hat die Zauberin recherchiert, „heißt etwas mit etwas mehr Energie tun als nötig wäre.“ Doch Galumpha heißt noch viel mehr: Galumpha ist eine außergewöhnliche Kombination aus atemberaubender Akrobatik, wundervollen visuellen Effekten und phantasiereichen Tanzchoreographien. Mit Galumpha kreieren Andy Horowitz, Greg O’Brien und Marlon Torres eine Welt ausdrucksvoller Schönheit, in der sie wie bewegliche Skulpturen ineinander verschmelzen, in der es aber auch immer wieder Momente des köstlichen Vergnügens gibt. Kurzum: Entertainment der Weltklasse, präsentiert in Moers, dem „Brasilien des Niederrheins“.
Mit frenetischem Applaus und Dankesworten für alle Akteure, Helfer, Sponsoren und für den Künstlerischen Leiter Holger Ehrich ging ein zweiter wunderbarer Festivaltag zu Ende. Den kleinen Gloria-Witz zum Mit-nach-Hause-nehmen gab es als letzte Zugabe obendrein.
5.8.2007
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Furioses Finale am Festival-Freitag: Stehende Ovationen und frenetischer Beifall für Rebecca Carrington, die mit ihrem Cello fulminant durch die Musikgeschichte reiste.
MOERS. Schon von weitem tönte es verheißungsvoll durch die Altstadt. Die Mabo-Band, vier italienische Vollblutmusiker, lockten auf Posaunen und Saxophonen die Zuhörer mit Dixie- und Opernklängen zum Kastellplatz. Und die Comedy-Fans strömten, gut gelaunt und voller Erwartung, in die Sparkassen-Arena: „Wolln wa mal gucken, ob et schön wird.“ Punkt sieben sprach Holger Ehrich vor rund 1600 Besuchern endlich die lang ersehnten Worte: „Herzlich willkommen zum 31. Comedy Arts Festival Moers.“ Für den neuen Künstlerischen Leiter ist es das Debütfestival. „Es ist mir eine große Ehre und eine Herausforderung, ein wirklich gutes Programm zusammenzustellen. Werner Schrick hat das immer toll gemacht und ich möchte daran anknüpfen." Und der neue Mann hatte nicht zu viel versprochen.
Poet oder kaukasischer Karussellbremser?
Mit unterschiedlichsten Acts erlebte das Festival einen rasanten Auftakt, moderiert von Heinz Gröning, dem legendären rheinischen Tanzbären, der seinem Ruf als Meister der Wortakrobatik und des intelligenten Witzes alle Ehre machte. Mit unglaublich geschmeidigem Hüftschwung betörte Heinz - der sensible Poet, gefangen im Körper eines zu stark behaarten LKW-Fahrers - nicht nur die Damenwelt. Niemand holt so aufreizend sexy seine Gitarre wie Heinz: „Grrrrr.“ Und niemand bringt Liedtexte so auf den Punkt wie dieser grobschlächtige kaukasische Karussellbremser mit der zarten Seele eines verträumten Teletubbies, der sich doch nur eins wünscht: „Einen wirklich ehrlichen Applaus, so einen, wie ihn das eigene Kind kriegen würde, wenn es bei der Kindergartenabschlussfeier erfolgreich einen Strohballen interpretieren würde.“
Flaschenmusik: Liedgut auf Leergut
Einen solchen Applaus gab es beim Festivalauftakt oft. Zuerst für das GlasBlasSingQuintett, fünf Berliner Musiker, die nach dem Motto „Durch dieses Festival muss ein Schluck gehen“ Liedgut auf Leergut präsentierten. Mit sorgfältig gestimmten Bierflaschen und Plastikkanistern, mit dem Käptn-Ahabonium, einem Flaschenbart frisch aus dem eigenen Laboratorium und mit Kronkorken-Kastagnetten wurde geblasen, geschlagen, geworfen und mit den Daumen geploppt, was die Musikgeschichte hergibt. Von „Don’t be cruel“ bis „Don’t worry, be happy“, von Reggae bis Bach, von Tequila bis zur Eigenkomposition über das schwere Dasein eines Flaschenmusikanten - jeder Song war ein Happening.
Nach dieser quicklebendigen ersten Entdeckung des Abends kam der Auftritt der Beefcake Boys, der Fleischkuchen-Buben, nur langsam in Fahrt. Doch mit ihrem Keulen-Jonglage-Striptease, einem furiosen Hahnenkampf zwischen virtuosem Können und köstlichem Slapstick, verzauberten die beiden Jungs mit ihren Luxuskörpern in Unterhosen das Publikum. Aus dieser Erregung führte der unglaubliche Heinz in die Pause. Munter turnte die Mabo-Band zwischen den Reihen, verfolgte arglose Festivalbesucher, um sie mit dem Triumphmarsch oder Beethovens Schicksalsmotiv „Ta-ta-ta-taaaaa“ zu erschrecken und blies mit Posaunen-Tatütata hübschen Frauen den Weg frei. Mittendrin im Geschehen drehte Inka Arlt, die (schein)barbusige Glücksfee aus Dresden, ihren Zauberrock: „Schürzenjäger aufgepasst, dem Glück unter den Rock gefasst.“ Für eine Münze in den künstlichen Busen durfte jeder aus den theatralischen Miniaturen einen Blick ins Glück oder einen Griff auf die weiche Seite des Lebens genießen.
Breakdance und schräge Aktions-Komik
Weiter ging es mit Fette Moves, einer erstklassigen und atemberaubenden Show aus Karlsruhe, laut Heinz der „Hauptstadt der Bewegung“. Hochkarätiger Breakdance in feinsten Nadelstreifen - das Publikum tobte vor Begeisterung. Eine gute Einleitung für Dirty Fred, der mit seiner Anti-Terrorismus-Show den umstrittensten Auftritt des ersten Festivalabends lieferte. Der Sohn eines lutheranischen Priesters und einer ehemaligen Armeekrankenschwester, der selbst mit 17 Marineinfanterist bei der Armee war, erschien in der Rolle eines US-Generals, besessen von der Mission, Moers auf den Kampf gegen den Terrorismus vorzubereiten. Provokant und oft grenzüberschreitend inszenierte er mit seinen nicht immer ganz willigen Freiwilligen einen skurrilen Parademarsch zu Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. Die einmalige Chance, einen Amerikaner mit Wasserbomben zu bewerfen, ließen sich viele Zuschauer nicht entgehen. Dirty Fred, mit einem IQ von 103 gesegnet, glaubt an eine Welt ohne Grenzen.
Furioses Finale mit Cello
Eine musikalische Version davon lieferte Rebecca Carrington, die sich gemeinsam mit Joe, ihrem Cello aus dem 18. Jahrhundert, über die Musikwelt amüsierte: von Madonna bis Jacqueline du Pré, von Piaf bis Pavarotti, von Jazz bis Bollywood jagten sie durch Europa, Indien, Japan, Afrika, die USA und lieferten einen herrlichen Mix aus virtuos gespielter „Cello-Gitarren-Sitar-Dudelsack-TinWhistle-undnochvielesmehr-Musik“. In Colin Griffiths-Brown hat die Queen der Cello-Comedy einen kongenialen Partner gefunden, der als „Vocal Bass“ im Schottenrock für das furiose Finale eines phantastischen Festivaltages sorgte. Standing Ovations und frenetischer Beifall - ein triumphaler Auftakt für das 31. Comedy Arts Festival Moers.
4.8.2007
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