SONSBECK. Es gibt dramatische Geschichten, von denen die breite Öffentlichkeit nie erfährt. Die Geschichte der Freunde Quaki und Henry ist so eine. Zugunsten des Kinderschutzbundes Xanten/Sonsbeck hat Petra Olfen sie aufgeschrieben. Simone van Gelder-Tossens malte Bilder dazu. Und die Sparkasse Moers finanzierte die Drucklegung des Kinderbuches. Am Forsthaus Hasenacker in Labbeck, dort, wo die beiden Freunde ein schlimmes Erlebnis mit gutem Ausgang haben, stellte Petra Olfen das Buch nun vor.
Die Ente Quaki und das Rebhuhn Henry treffen sich, wie jeden Morgen, am kalten Weiher im Tüschenwald von Labbeck. Während sie noch von einem gemütlichen Plätzchen im Schatten ihres Lieblingshaselstrauches träumen, sitzen sie plötzlich in einem Eimer gefangen. Quaki hat Angst, weil zunächst keine Hilfe weit und breit zu hören ist. Henry tröstet sie und überlegt sich, daß doch gleich eigentlich die Schwäne Muck und Mack vorbei kommen müßten. Henry: „Wenn wir nicht unsere Runden auf dem Weiher schwimmen, werden sie merken, daß etwas nicht in Ordnung ist.“ Und so kommt es schließlich auch, die Geschichte hat ein Happy End.
Autorin Petra Olfen ist gleichzeitig die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Xanten/Sonsbeck. 1991 rief der 80 Mitglieder starke Verein den Arbeitskreis Peter Pan ins Leben. „Peter Pan ist ein Freund der Kinder, der ihnen hilft“, sagt Petra Olfen. Genau das tut der Kinderschutzbund auch. Allein im vergangenen Jahr konnten die ehrenamtlich arbeitenden Frauen um Petra Olfen in 36 Fällen helfen. Petra Olfen: „Es geht insbesondere um die Hilfe für vernachlässigte Kinder.“ Peter Pan ist Anlaufstelle für Alleinerziehende, hilft bei Behördengängen oder vermittelt Therapieplätze. Das Buch wird zugunsten dieser Arbeit für sechs Euro in allen elf Geschäftsstellen der Sparkasse Moers in Sonsbeck, Alpen und Xanten verkauft.
MOERS. Das Straßenprogramm des Comedy Arts Festivals zeigte sich in diesem Jahr von seiner artistischen Seite. Das heitere Duo Anderson Briefcase machte im Innenhof von Möbel Kleier vor einem kleinen Zuschauerkreis den Anfang: Als lebende Marionetten trugen Pete aus Kanada und Andrea aus Argentinien ausnahmslos selbstgebastelte Instrumente am Körper: Trommeln, Tschinellen, Tambourins und Gitarre. Kräftig schlugen sie die Saiten und erinnerten dabei an Welthits der Beatles, von Elvis oder bekannter Filmmusiken.
Schön und kurzweilig war es bei Arthur, der am Altmarkt, inmitten prall gefüllter Cafés und Restaurant-Gärten der Fußgängerzone seine Bühne fand. Im grünen Trainingsanzug ging der Berliner zu Werke. Er spielte seinen Einakter auf dem Dach seines Fiat 500. Arthur wirkte dabei so, als ob er improvisiere, und war dabei hochprofessionell.
Dramatisches Finale
Den absoluten Höhepunkt des Straßenprogramms lieferte der fünfköpfige Zirkus Xiclo aus Argentinien. Bei argentinischer Tanzmusik präsentierten die drei Clowns mit Dame eine aufregende Nummer, bei der sie mit Feuerstangen jonglierten und auf dem Seil tanzten. Mit einem Tennisball im Mund bewiesen sie dabei ihr Stand-Up-Potential. Im Stil eines Harlekin wagte sich die Clownsdame als Krönung des Programms zuletzt in eine gefährliche Attraktionen mit Tuchseil. Und bei aller atemberaubenden Artistik bewiesen die vielbeklatschten Südamerikaner schließlich noch musikalisches Talent auf der Pauke und beim Singen.
Sean Bridges und Mr. Spin aus Australien begeisterten ihr Straßenpublikum schließlich mit einigen waghalsigen Stunts. Wer würde schon auf einer beweglichen "Untertasse" balancieren, dabei ein Glas Wasser auf der Glatze gerade halten und außerdem Gegenstände gemeinsam mit einer zufälligen Assistentin aus dem Publikum jonglieren? Dramatisches Finale: Zwei Meter über dem Boden steht Bridges auf einem an einer Stange befestigten Fahrrad und jongliert eine laufende Kreissäge, Messer und Feuerkeulen. Das Straßenprogramm des Comedy Arts Festivals ist in jedem Jahr eine schöne Image-Werbung für das, was hinter Sichtschutz und gegen Eintritt an den drei Tagen in der Sparkassen-Arena auf dem Kastellplatz passiert.
Mediterrane Küche
Zuletzt ein Blick auf die konzeptionell überarbeitete Festival-Gastronomie: „Pina Colada ist der meistbestellte Cocktail“, so Lina Graßhoff vom Team Hirschmann. Sie mixte und schenkte mit ihren Kolleginnen beim Comedy Arts jedoch nicht nur Cocktails, sondern auch Wein und Longdrinks aus. Ihr Chef konnte mit der Resonanz darauf zufrieden sein. Willi Hirschmann, Besitzer des Cafés Jedermann in Moers-Hülsdonk, hatte sich mit der Gestaltung der Wein- und Cocktailbar Mühe gegeben, den Durst der Comedy-Hungrigen Kunden stilvoll zu stillen: Die Spitze des Zeltesdaches, unter dem die Bar untergebracht war, leuchtete nach Einbruch der Dunkelheit rot, Rosen der gleichen Farbe schmückten den Tresen.
Links und rechts neben der Bar der „Erlebnisgastronomie Jedermann“ ging es etwas deftiger zu. Auf der einen Seite backte Uwe Ringelsen in seinem Wagen frische Brezel und Laugenstangen in den Variationen Käse-Ananas-und Käse-Schinken. Auf der anderen Seite gab’s einen weiteren Gastro-Renner zu erstehen: Viele Besucher des Festivals spazierten mit Grill-Würstchen im Brot über das Gelände. Gemütlich an einen der vielen Tische setzte man sich besser mit den Speisen, die es am gleichen Stand gab: Hier sorgte das Team des Restaurants „Da Marcello“ von der Filderstraße für mediterrane Küche: Italienische Antipasti, eine vegetarische Gemüsenudelpfanne, Rigatoni mit Riesengarnelen, frischem Gemüse und Kräutern und ein „Foloienkartoffenschwan“ mit Kräutercreme.
Viele sagten Ja
Bei den großen Portionen und ihren günstigen Preisen machte das Comedy Arts Festival noch einmal so viel Spaß. Das Gleich galt auch für die Durstlöscher: Bier, Cola, Saft und Co. für 1,50 Euro pro Glas findet man heutzutage längst nicht mehr überall. Da musste niemand Nein sagen, viele sagten Ja und waren zufrieden.
Der größte Gewinn dieser gelungenen gastronomischen Abrundung des viertägigen Comedyspektakels ist jedoch dieser: Endlich schwebte nicht mehr dieser elende Geruch nach billigem Ketchup über der Arena. Die Sinne der an jedem Tag deutlich über 1000 Besucher - am Samstag waren es 1800 - konnten sich ganz auf das Bühnenprogramm einlassen.Auf dieser Fotoseite finden Sie Aufnahmen vom Straßenprogramm und einige Blicke auf das gastronomische Angebot beim 27. Comedy Arts Festival. Zum Vergrößern der einzelnen Fotos bitte einfach draufklicken.
MOERS. „Große Gefahr bringt großen Gewinn“, sagt ein italienisches Sprichwort. Es könnte für die Shows des aus Italien stammenden Artisten und Komödianten Leo Bassi kein besseres geben. Der Mann nennt sich selber den „Terror-Clown“. Viermal ist er bisher beim Comedy Arts Festival aufgetreten und immer hat er für Minuten voll Sorge und Angst in seinem Publikum gesorgt: Er zerschlägt mit einem großen Hammer Pampelmusen und Melonen, schüttelt Coladosen und verwandelt sie mit einer Bohrmaschine in süße Fontänen und er schlägt mit dem Golfschläger ganze Eierpaletten ins Publikum.
Für sein Lebenswerk erhielt er am Rande des 27. Comedy Arts Festivals nun das „Henriettchen“. Karl-Heinz Tenter, Stiftungsvorstand der Kulturstiftung Sparkasse Moers, übergab den Comedy-Preis aus Zuckerguß im Schatten der echten Henriette an Leo Bassi. „Die Kultur ist heute mehr denn je auf die Unterstützung durch Sponsoren angewiesen, bitte unterstützen Sie dieses großartige Festival weiter“, sagte Bassi bei der Preisübergabe an die Adresse der Sparkasse Moers.
MOERS. Golfschläger sind für Leo Bassi Massenvernichtungswaffen. Das klingt zunächst wie ein schlechter Scherz. Doch wer Leo Bassi kennt, der weiß: Bassi macht keine schlechten Scherze. Und wenn er von Vernichtung spricht, dann kann es auf der Bühne mitunter ziemlich exzessiv werden. Zum Abschluß des 27. Comedy Arts Festivals zeigte der Altmeister der konstruktiven Zerstörungswut den rund 1500 Zuschauern in der Sparkassen-Arena, daß er es mit seinem Humor sehr ernst meint. Zum Beweis aß er eine Hand voll Kuhmist. „Ich tue das symbolisch für alle, die jeden Tag so etwas hinunterschlucken, wenn sie zum Beispiel einen tyrannischen Chef haben, aber nichts gegen ihn unternehmen.“
Keiner der Künstler, die am dritten Tag des Comedy Arts Festivals das rund fünfstündige Bühnenprogramm bestritten, ließ sich die neue Show von Leo Bassi mit dem Titel „12th of September“ entgehen. Sowohl die vierköpfige Band „The Beez“, als auch das „Chaostheater Oropax“ und „Die kleine Tierschau“ hatten bereits während ihrer Auftritte darauf hingewiesen, „daß nachher noch Leo Bassi“ komme. Und dabei schwang ein unüberhörbarer Ton der Bewunderung für den Sproß einer italienischen Zirkusfamilie mit, der sich vom Jongleur und Artisten in die Weltliga der Komödianten empor gespielt hat.
Team der Volksschule im Dienst der Künstlerwünsche
„The Beez“, die bereits am Vormittag beim Vereinsfrühschoppen der Sparkasse Moers einige ihrer Lieblingslieder gespielt hatten, eröffneten den ganz leicht verregneten Abend. Das Quartett, zu gleichen Teilen Frauen und Männer, bewies neben musikalischem Gespür auch Witz bei der Bearbeitung von Evergreens. Sie persiflierten unter anderem Kiss, Abba, Queen und Alexandra. Besonders gelungen war eine Bee-Gees-Nummer, bei der Robin Gibb (Rob Rayner) mit einer billigen Schneidezahn-Prothese zu kämpfen hatte, die ihm bei den hohen Tönen verloren zu gehen drohte.
Laut und kraftvoll bemächtigten sich die Brüder Martins vom „Chaostheater Oropax“ der Bühne. Spontaneität und Improvisationsfreude bewiesen sie schon einige Stunden vor ihrem Auftritt, als sie etwa gegen fünf Uhr aus dem Auto im Festivalbüro anriefen und drängten, sie bräuchten unbedingt noch zwei Stücke Schwarzwälder-Kirschtorte für ihre Show. Diesen und viele andere Extrawünsche der diesmal verpflichteten Künstler löste das Team der Volksschule am Südring um Anne-Marie Franz und Wenke Seidel klaglos und sorgte so, zusammen mit ungezählten Litern Kaffee, für allzeit gute Stimmung im Back-Stage-Bereich.
Fast Food Comedy
So verquer der Titel des neuen Programms klingt, „Der doppelte Halbbruder – Die Mutation des Möglichen“, präsentierten sich die Brüder zuletzt auch auf der Bühne; mal mehr, mal weniger witzig. Die umständlich lange Sofanummer, in der zuletzt ein Satz aus dem Buch „Moby Dick“ vorgelesen wird, mündet in die Pointe: „Er liest toll, besonders die Vokale, aber auch die Kosmonauten.“ Wie gesagt, zwischendurch ganz witzig, aber in der Energiebilanz Fast Food Comedy.
Gemessen an den nicht erreichten „108 Prozent“, dem Running-Gag der Brüder Martins, blieb auch „Die kleine Tierschau“ deutlich unter dem Stimmungspegel des diesjährigen internationalen Komödiantentreffens. Das an diesem durchwachsenen Sonntag gut auf alle Wetterbedingungen eingestellte Publikum erlebte eine akzeptable und musikalisch ansprechende, nicht aber eine mitreißende Show, die das Zwerchfell oder die Sinne unter herzerwärmendes Dauerfeuer genommen hätte. Selbst die genialen Kostüme der drei Künstler und manche schöne Idee, wie die, im Whirlpool auf der Bühne darüber nachzudenken, ob das Publikum überhaupt noch da sei, konnten den mäßigen Gesamteindruck nicht verhindern.
„Destroying the system by fucking the image.“
Nach einer letzten Umbaupause und einem Video-Vorspann mit Bildern des 11. Septembers 2001 begann das, worauf sich die Festivalbesucher wochenlang gefreut hatten. Leo Bassi betrat, wie gewöhnlich, in Anzug und Krawatte die Bühne, jedoch über und über mit Staub bedeckt. „Das beeindruckendste Bild nach dem Anschlag auf das World Trade Center war für mich der New Yorker Geschäftsmann, der staubbedeckt am Straßenrand in Manhattan sitzt.“ Ein Vertreter der Weltmacht, die immer stahlt und siegesgewiß in Kameras blicke, plötzlich am Boden, schmutzig und in der Pose des Verlierers.
Bassi nahm daraus die Idee zu einer Schocker-Show, die die mediengestützte Auffassung davon, wer Held und wer Terrorist ist, mächtig durchschüttelt. „Explore the world of Terrorism“ (Entdecken Sie die Welt des Terrorismus), lud Bassi sein Publikum ein. Seine Rolle als Clown machte er im Blick auf die erklärten Feinde ganz klar: „Schon im Mittelalter war es so, daß auf der einen Seite der König war und auf der anderen der Spaßmacher, der ihre Macht konterkarierte.“ Neu bei ihm sei eben, daß er nicht mehr mit großen Schuhen und in schreienden Farben daherkomme, sondern im Anzug: „Destroying the system by fucking the image.“
Planen bis zu den Nasen
Nach diesem tiefgründigen Prolog ging’s los. Zuerst steckte er den Rest einer amerikanischen Flagge in Brand, dann schüttelte er die unvermeidliche Coladose und bohrte mit einem Akkubohrer hinein. Mehrere Dosen fielen schließlich auf dem in Moers wohlbekannten Holzblock seinem großen Hammer zum Opfer. Die Zuschauer in den ersten Reihen zogen die mitgebrachten Planen bis zur Nase hinauf oder machten sich aus dem Staub.
Mit einem lässig über die Schulter geschwungenen Golfschläger in der Hand berichtete er von Golfplätzen in Kenia, die von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren gegen die einheimische Bevölkerung geschützt werden. „Es gibt dort wenig Wasser, aber die Greens sind immer gut gewässert.“ Golfspieler seien dafür verantwortlich, daß seine weiße Hautfarbe unter der schwarzen Bevölkerung einen schlechten Namen habe.
Mit 300 km/h in den Schädel
Kurzerhand erklärte er die Golfer zu Terroristen und vermutete unter den 1500 Besuchern der Sparkassen-Arena mindestens 100 von ihnen. Von einem kleinen Grasquadrat aus drohte er, einen Golfball ins Publikum zu schlagen. „Wenn der mit 300 Stundenkilometern bei ihnen im Schädel ankommt, wird der Sport zur Passion.“ Träfe der Ball einen Nicht-Golfer, müsse man das als Kolalateralschaden einfach akzeptieren. Zuletzt tauschte er den Ball doch gegen einige Paletten Eier aus, deren Inhalt in weitem Bogen in die Sitzreihen flog.
Brennend plädierte Bassi dafür, als Alt-Europäer stolz auf die erfolgreiche Friedenspolitik der letzten Jahre zu sein und das Modell Amerika endgültig auszumustern. Fazit: Fast Food Comedy ist Leo Bassis Sache nicht. Doch trotz der schweren Kost seiner Themen fehlt es seinen Auftritten nie an Leichtigkeit. Viele erinnerten sich noch an ein Bild vom vergangenen Festival: Leo Bassi gießt sich vier Kilogramm Honig über den Körper und zerreißt in einer durchsichtigen Röhre mit Wirbelwind ein Federkissen. Anschließend fragte er das staunende Publikum „Haben Sie jemals einen Engel gesehen?“. Unter manche gelachte Träne mischte sich eine echte, wie diesmal auch. Standing Ovations für Leo Bassi zum Abschluß des 27. Comedy Arts Festivals.Die Fotos vom Sonntagabend beim Comedy Arts vermitteln einen Eindruck vom wechselvollen Programmbogen. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.
MOERS. Einen kleinen Auszug aus dem Programm des dreitägigen Comedy Arts Festivals genossen rund 800 Vertreter von 365 Moerser Vereinen, Verbänden und Institutionen in der Sparkassen-Arena des Comedy Arts Festivals. Vorstand und Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes hatten erstmals nach Jahren wieder zum Vereinsfrühschoppen anläßlich der Vergabe von Spenden aus dem laufenden Haushalt sowie des PS-Zweckertrages eingeladen. „Wir verstehen diese Einladung als Dankeschön an die vielen Ehrenamtlichen in Moers“, sagte Sparkassenvorstand Karl-Heinz Tenter.
Manfred Gramse, der Vorsitzende des Verwaltungsrates, informierte die Vereinsvertreter über die Höhe der Spenden. Insgesamt fließen in diesem Jahr allein im Moerser Stadtgebiet 327.158,60 Euro in die Förderung ehrenamtlicher Arbeit und gemeinnütziger Aufgaben. Der Kreis der Empfänger reicht von kirchlichen Einrichtungen bis zur Feuerwehr, vom Sportverein bis zur Vereinigung der freien Wohlfahrtsverbände. Zusätzlich genehmigte das Kuratorium der Kulturstiftung Sparkasse Moers 109.500 Euro für die finanzielle Ausstattung größerer und kleinerer Kulturveranstaltungen und –projekte.
Bürgermeister Rafael Hofmann bedankte sich im Namen der Spendenempfänger und versprach, „daß Politik und Verwaltungsrat sorgsam darauf achten werden, daß alle Belange unserer Sparkasse auch zukünftig hier in Moers und nicht etwa in Duisburg entschieden werden“. Nach dem Applaus für dieses Versprechen gehörte die Bühne dem munteren Quartett „The Beez“ und dem Jongleur "Mr. Spin" aus Australien. Bis in den späten Nachmittag hinein bot der gastronomische Bereich auf dem Festivalgelände den Gästen der Sparkasse Moers eine gute Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen.Auf dieser Seite finden Sie eine ganze Reihe von Fotos, die wir beim Vereinsfrühschoppen der Sparkasse Moers in der Sparkassen-Arena des Comedy Arts Festivals am Sonntag, 17. August 2003, aufgenommen haben. Zum Vergrößern der Fotos klicken Sie bitte einfach drauf.
MOERS. Die unfaßbare Mischung aus einem Känguruh und Ulrich Wickert hat einen Namen: Rob Spence. Man könnte auch glauben, der smarte Australier sei eine kultivierte Power-Version von Crocodile Dundee. Tanz, Pantomime, Wortwitz, Improvisation – Rob Spence, der Mann mit den ultralangen Unterarmen und einer herausnehmbaren Wirbelsäule war der Ayers Rock des Comedysamstags. Als Fels in der Brandung eines äußerst wechselvollen, acht Stunden (!) langen Programmbogens feierten die rund 1800 Zuschauer in der Sparkassen-Arena den Moderator des Abends als Attraktion und bestaunten ihn mitunter wie ein physiologisches Wunder.
Die Lautstärke und Intensität der ersten Lacher beschleunigte bei denjenigen, die wenige Minuten nach 18 Uhr die Eingangskontrolle passierten, die Suche nach einem Sitzplatz und die Vorfreude auf einen unterhaltsamen Comedy-Abend. Zu diesem Zeitpunkt strahlte Rob Spence bereits als spanischer Torero in die Arena: „Ich habe drei Söhne. Sie heißen José, Unterchose und Strumpfchose.“ Ein „freiwilliger“ Stier aus dem Publikum steigerte das Vergnügen an dieser Slapstick-Nummer und lieferte einen ersten Eindruck von der Professionalität und Liebenswürdigkeit dieses Komödianten. Spätestens nach seiner Nummer als kanadischer Holzfäller mit einem Biber, der als Kettensäge hohen Blutdruck entwickelt, hatte er die fröhlich gestimmten Herzen auf seiner Seite.
Laute aus der Zeit, ehe der Mensch das Trommeln entdeckte
Mächtig auf die Pauke hauten die drei Jungs von „BAM“, die eigens dafür aus dem Osten Kanadas in die Grafenstadt gekommen waren. In ihrer „Blue Barrel Show“ schlugen sie auf ziemlich alles, was Haare hat und Töne von sich gibt. Gleichzeitig martialisch und durchdacht, so wirbelten die nur mit einer knappen Sporthose bekleideten Sunnyboys über die Bühne. Sie verständigten sich dabei in einer allgemein verständlichen Sprache, deren Laute und Gesten schon existierten, lange bevor der Mensch das Trommeln entdeckte. Vom Publikum erhielten sie für ihre ebenso unterhaltsame wie rhythmische Schwerstarbeit auf der Bühne den verdienten Applaus.
Was dann kam, wäre mit der vermeintlichen Wirkung einer Portion aus „szeneüblicher Tütchen“ wahrscheinlich richtig witzig gewesen. Ohne Stoff wirkte Alexandre Pavlatta, das bislang „unentdeckte Talent“ (so das Programmheft) allerdings eher peinlich. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Nachdem er sich völlig entblödet und entblößt hatte, schlug die Verlegenheit ob seiner deplazierten Verrenkungen und Scherzchen beinahe in Mitleid um. Beim Publikum hatte sein entgrenzter Konsum von Alkohol und Drogen, der die Fieberkurve der Karrieren von Dean Martin, Sammy Davis Junior und Frank Sinatra im Schnelldurchlauf symbolisieren sollte, eher abturnenden Charakter. Was nach Pavlattas lau beklatschtem Abgang blieb, das war der Eindruck eines Künstlers, der in kurzen Momenten tänzerisch und pantomimisch zeigte, daß Talent in ihm steckt. Die Bühne des Comedy Arts Festivals allerdings war ihm ebenso zu groß wie seine Schlabberhose.
Schöne Bilder mit russischer Seele
Die schönsten Bilder dieses und früherer Comedy Arts Festivals haben eine russische Seele. Diesmal verzauberte das Trio „Theatre Comic Trust“ aus St.-Petersburg die Sinne. In phantasievollen Kostümen erweckten sie eine mittelalterliche Traumwelt mit Königin, Rittern, einem Hoffräulein und Turnieren zum Leben. Das Ganze wirkte immer dann wie ein animiertes Computerspiel, wenn der grüne Cursor per Doppelklick für Stillstand oder Richtungswechsel bei den Akteuren sorgte. Mit tänzerischer Artistik und spielerischer Perfektion generierten sie dabei überwältigende Bilder von starker Imaginationskraft. Tausende von Seifenblasen verrieten symbolisch die russische Zaubermixtur: schillernde Spannkraft und sanfte Leichtigkeit. Begeisterter Jubel und langanhaltender Applaus für die Künstler aus St.-Petersburg.
Die Idee, auf leeren Plastikflaschen, Abflußrohren und einer umgedrehten Kinderbadewanne Musik zu machen, ist schon gut. Sie allerdings so virtuos und mit atemberaubendem Timing auf die Bühne zu bringen, dafür belohnte das Festival Publikum die „Les Poubelles Boys“ aus Frankreich am Ende ihres Müllwerkerkonzertes mit Standing Ovations und frenetischem Beifall. Der unerbittlichen Forderung nach einer Zugabe mußten die drei Musiker schließlich nachkommen, obwohl der nahe Kirchturm schon lange Mitternacht geschlagen hatte und der Stargast des Abends, die spanische Diva Laura Inclán, noch in der Garderobe wartete.
Purgatorium für erfolglose Künstler
Nur der zeitlichen Verspätung, nicht aber der künstlerischen Qualität des von Leo Bassi inszenierten Anti-Musicals war es zuletzt zuzurechnen, daß ein Großteil des Publikums den Heimweg bereits antrat, als die Vorstellung noch lief. Dramaturgisch wäre es tatsächlich richtiger gewesen, die französischen Müllmusiker hätten den Kehraus eingeläutet. Nun zog sich die technisch wie stofflich anspruchsvolle Bassi-Produktion weit in den frühen Sonntag hinein und erhielt nicht den Zuspruch, den sie sicher verdient hätte. Denn schließlich geht es um die Seele einer frustrierten Frau und Künstlerin, die in den Freitod gegangen ist. Auf dem Weg vom Tod zur Hölle erhält sie die Chance, doch noch ins Paradies zu gelangen. Dazu muß sie unter anderem in ein rosarotes Hasenkostüm schlüpfen, um unerzogene Kinder in einem Freizeitpark zu erheitern. Leo Bassi, der in dem Stück als Gottvater auftritt: „Ein Purgatorium für jeden erfolglosen Künstler.“Die Fotos vom Samstagabend beim Comedy Arts vermitteln einen Eindruck vom wechselvollen Programmbogen. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.