MOERS. Zu neuen Bildern, Texten und Liedern vom Niederrhein laden Christian Behrens und Thomas Hunsmann mit dem 7. Programm ihrer „Kleinen Welten“ ein. Mit Spatzenrittern, Bergfrauen und Schachtbauern, teetrinkenden Feen und Träumereien am Strand von Vater Rhein fügen sich Personal und Stimmungen des neuen Kleinkunstprogramms nahtlos in die vorangegangenen ein. Zugleich sind Niederrheindichter Behrens und Komponist Hunsmann dem erklärten Ziel ihrer „Kleinen Welten“ treu geblieben: „Fühlen Sie sich einfach wohl, vergessen Sie den Ärger von gestern und die Sorgen von morgen“, sagte Christian Behrens jetzt vor rund 60 Premierengästen im Alten Schlachthof.
Behrens und Hunsmann sind auch im 7. Programm wieder unpolitisch, amüsant und romantisch. Anlässlich ihres zehnten Bühnenjahrs sagten sie zudem Dankeschön. „Die Sparkasse und die Enni glauben seit unserem ersten Jahr an uns und unterstützen die ‚Kleinen Welten’ seither finanziell, vielen Dank dafür“, so Christian Behrens.
Das 7. Programm trägt den Titel „Niederrhein – die ganze Wahrheit“. Augenzwinkernd setzte Behrens noch einen Untertitel hinzu: „Alles geht vorbei, und mir geht’s gut!“ Während Hunsmann, der Mann am Klavier, dabei mit seinen Kompositionen Tempo macht, platziert Behrens seine Lieder und Geschichten. Romantik und Poesie verbinden sich in Behrens’ Liedern mit dem Jahreszyklus der Natur. Das Publikum erlebt eine dramatische Besteigung der Nordwand des Hülser Berges und folgt dem Niederrheindichter in nachdenkliche Tiefen von Liebe und Glück.
In das Konzept passt der manchmal raue, nicht immer glatte Niederrhein, der im Herbst im Nebel versinkt oder sich im Sommer von seiner schönsten Seiten zeigt. „Nun bin ich wieder am Niederrhein, nur hier fallen mir meine Lieder ein“, singt Behrens. Andere Länder wie Afrika und Amerika haben keine Chance. Dem Publikum hat es gefallen. „Behrens und Hunsmann bleiben bei aller Kunst ungekünstelt“, so eine Premierenbesucherin.
Die „Kleinen Welten“ im Alten Schlachthof an der Essenberger Straße gibt es immer dienstags. Christian Behrens und Thomas Hunsmann servieren vorab jeweils ein niederrheinisches Menü. Die Karten kosten 20 Euro. Reservierungen unter 02065/899707. Infos mit Programmübersicht unter www.kleinewelten.de.
Antwort des Wortspiels: Lamm-pion
Diskutierten auf dem Podium der 19. Universitätswochen in Moers Professor Nuschelers Thesen: (v.l.n.r.) Dr. Rupert Neudeck, Hans-Georg Crone-Erdmann, Bernd Müller, Professor Dr. Rainer Tetzlaff
MOERS. Wenn der frühere Direktor des „Instituts für Entwicklung und Frieden“ sich offen für Waffen und Gewalt gegen „Diktatoren afrikanischer Regierungen“ ausspricht, dann muss es weit gekommen sein. In seinem Impulsreferat zur Podiumsdiskussion der 19. Universitätswochen zeichnete Professor Franz Nuscheler zudem ein düsteres Bild der Erfolge von mehr als 40 Jahren Entwicklungspolitik in Afrika. Unter der Überschrift „Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik“ beklagte der inzwischen emeritierte Professor für Internationale und Vergleichende Politik vor rund 300 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse die „unkoordinierte Projektitis“ vergangener Jahrzehnte.
Bankrotterklärung
Kritik am bisherigen Weg käme unterdessen auch aus Kreisen der Politik und der Weltbank, so Nuscheler. In vielen Ländern südlich der Sahara hätten die überwiesenen Milliarden nur politische Eliten alimentiert, aber nicht für funktionierende Strukturen gesorgt. Was als Investition in „Bausteine für eine Weltordnung“ gedacht gewesen sei, habe letztendlich die Talfahrt Afrikas beschleunigt. Nuscheler: „In allen Studien zur internationalen Wohlstandsentwicklung fällt der Kontinent immer hinten runter.“ Mit dieser Aufrechnung bescheinigte der Politologe der bisherigen Entwicklungspolitik den Bankrott.
Rupert Neudeck, Gründer des Komitees Cap Anamur, sowie Professor Rainer Tetzlaff von der Universität Hamburg und Hans Georg Crone-Erdmann, Hauptgeschäftsführer der IHK-Vereinigung NRW, diskutierten auf dem Podium Professor Nuschelers Thesen. Unter der Moderation von Bernd Müller (WDR) bildeten sich dabei starke Gegensätze heraus. Während Neudeck den Ruf nach immer mehr Soldaten und Waffen als „Skandal“ bezeichnete, beschwor Crone-Erdmann die gestalterische Kraft der Wirtschaft.
Gute Beispiele
Gute Beispiele dafür, dass sich mit Hilfe der Wirtschaft auch Länder entwickeln könnten, in denen es bislang keine stabilen, rechtsstaatlichen Strukturen gebe, seien China und Indien, so Crone-Erdmann. Rainer Tetzlaff, Professor für Politische Wissenschaft in Hamburg, sprach sich massiv gegen die Präsenz der Bundeswehr in Krisenländern aus und sagte dem Einsatz von Militär in Dafur das gleiche Schicksal wie in Afghanistan voraus. Tetzlaff: „Die Soldaten werden von der einheimischen Bevölkerung als unwillkommene Besatzer gesehen, was die Entwicklung tragfähiger Strukturen eher behindert.“
Unterdessen werde der Druck auf Europa immer größer. Neudeck: „In den nächsten Jahren machen sich rund 18 Millionen junge Afrikaner, die zuhause keine Perspektive haben, mit der Faust in der Tasche auf nach Schengen.“ Schengen sei dabei das Synonym für ein Europa der offenen Grenzen, die es an Schwachstellen wie Gibraltar oder anderswo zu überwinden gelte. Die internationale Gemeinschaft müsse lernen, so Professor Nuscheler, dass die klassische Entwicklungspolitik nicht mehr zum Ziel führe. Wenn Afrika in den kommenden Jahren ein Kontinent werden solle, in dem die Menschen auch bleiben können, dann müssten die vorhandenen Mittel zielgerichtet eingesetzt, faire Handelbedingungen geschaffen sowie für Sicherheit und Gerechtigkeit gesorgt werden.“
Regierungen müssen Verantwortung übernehmen
Die Bildung der Bevölkerung und die Stärkung von Regierungen, die Verantwortung für ihr Land übernehmen wollten, müssten zukünftig im Zentrum einer gemeinsamen Politik für Afrika stehen, waren sich am Ende alle einig. Zugleich setzten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion ihre Hoffnung in den Lebenswillen und die Kreativität zukünftiger Generationen in Afrika.
19.Oktober 2006
Aktueller Zustandsbericht zum Thema öffentlich-rechtliche Sparkassen: Franz-Josef Stiel und Mitglieder der CDU-Seniornunion im Tagungsraum der Sparkasse an der Bahnhofstraße.
RHEINBERG. Ein aktuelles Bild der öffentlich-rechtlichen Sparkassen skizzierte jetzt Franz-Josef Stiel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein. Anlässlich des Besuches der CDU-Seniorenunion im Tagungsraum an der Bahnhofstraße erinnerte er an die Gründung der Rheinberger Sparkasse zum 1. Januar 1867. Seit den Anfängen bis zur heutigen Sparkasse am Niederrhein sei das Kreditinstitut immer fest in der Region verwurzelt. Mit den Menschen, den Vereinen und Institutionen und der regionalen Wirtschaft fühle sie sich bis heute eng verbunden. „Als Universalbank mit 43 Geschäftsstellen, einem Beratungszentrum, dem Immobilienservice sowie einer Versicherungsagentur führen wir den Auftrag, der uns laut Sparkassengesetz zufällt, in vorzüglicher Weise aus“, so Stiel.
Management-Fehler bei Privatbanken
Die flächendeckende Versorgung mit Finanzdienstleistungen, die Gemeinwohlorientierung und die Förderung des Mittelstandes seien für den Marktführer keine leeren Worthülsen, sondern gelebte Praxis. Franz-Josef Stiel: „Vor allem auf unser Engagement zur Förderung von Kultur, Sozialem und Sport bin ich besonders stolz. Doch damit die Fördertöpfe auch weiterhin gefüllt sind und nicht wegfallen, muss die Marke Sparkasse geschützt bleiben.“ Der Vorstand machte deutlich, dass die EU-Kommission in Brüssel zukünftig den Verkauf von öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten an private Investoren zulassen möchte - bei gleichzeitiger Beibehaltung des Namens Sparkasse. Stiels Kommentar dazu: „Es wäre schade, wenn die Sparkassen-Philosophie geopfert würde, um damit Management-Fehler bei Privatbanken auszubügeln.“
Forsa-Umfrage: Was die Menschen wollen
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa belege, dass „die Menschen wollen, dass auch künftig die gemeinwohlorientierten und öffentlich-rechtlichen Sparkassen die einzigen Kreditinstitute sind, die den Namen Sparkasse nutzen dürfen.“ Franz-Josef Stiel appellierte an seine Gäste, sich für den Erhalt der Sparkasse einzusetzen: „Es darf nur dort Sparkasse draufstehen, wo auch Sparkasse drin ist.“
18.10.2006
Stellten das Programm der 14. Penguin's Days vor (v.l.n.r.): Helga Giesen, Hans-Gerhard-Rötters und Heiner Rütjes.
MOERS. Ratlosigkeit spricht aus dem Plakat der 14. Penguin’s Days. Und das hat nicht etwa damit zu tun, dass den Veranstaltern nichts mehr einfällt. „Fragen stellen erlaubt“, sagt Projektleiterin Helga Giesen und nennt damit gleichzeitig das Thema der Theatertage für Kinder und Jugendliche. Vom 2. November bis 5. Dezember stehen diesmal 12 Produktionen auf dem Spielplan. „Nirgendwo hat sich die 1993 vom Innenministerium initiierte Theaterreihe so lange gehalten und gleichzeitig so stark entwickelt wie in Moers“, sagt Hans-Gerhard Rötters, erster Beigeordneter der Stadt.
Rund 3000 Zuschauer zwischen vier und 16 Jahren kommen in jedem Jahr in die Vorstellungen der aus ganz Deutschland eingeladenen Theater. „Allein das ist ein guter Grund für uns, verlässlicher Partner der Penguin’s Days zu bleiben“, sagt Heiner Rütjes, der neue Marketing-Chef der Sparkasse am Niederrhein. Das Kreditinstitut fördert das Jugendtheater-Projekt seit seinem Beginn finanziell. Den traurigen Hintergrund für die Initiative des damaligen NRW-Innenministers Herbert Schnoor bildete der Brandanschlag auf das Haus der türkischen Familie Genc in Solingen, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen.
Bange Fragen, brisante Themen
Symbolfigur des „Theaters ohne Smoking“ für Kinder und Jugendliche ist der Pinguin aus der Feder von Kai Pannen. Für das Plakat greift der Illustrator in jedem Jahr das aktuelle Thema der Reihe auf. Diesmal steht der große Pinguin mit seinen kleinen Freunden um den Ball der Fußball-WM, dem offensichtlich die Luft ausgeht, und stellt die bange Frage: „Können wir auch weiterhin die Weltmeister der Herzen bleiben?“ Angesichts der Themen, die die eingeladenen Produktionen auf die verschiedenen Bühnen und in die Klassenzimmer bringen, erwarten Helga Giesen und der Theaterpädagoge Holger Runge gezielte Fragen des Publikums. Es geht um Angst im Dunkeln, Jobsuche, Liebe, Schwierigkeiten in der Schule, sexuellen Missbrauch, zuviel Cola und Pommes sowie brutale Gewalt und Rassismus. Das Ziel des Projektes beschreibt Helga Giesen so: „Die Kinder und Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, in Ruhe und mit Begleitung Antworten auf Fragen zu finden, von denen sie im wirklichen Leben plötzlich überrascht werden können.“
Zur Vorbereitung des Theaterbesuches können Lehrer und Eltern auf Informationsmaterial einzelner Stücke zurückgreifen. Unter 02841 / 201-931 kann es kostenlos angefordert werden. Vor der Aufführung des Stücks „Das Familienalbum“ am Dienstag, 7. November, um 9 Uhr (und um 11 Uhr auf Anfrage) können die Erwachsenen an einem Informationsabend teilnehmen. Das Figurentheater Tandera zeigt in Kooperation mit dem Verein Dunkelziffer „eine behutsame Parabel zum Thema sexueller Missbrauch“, so das Programmheft. Im Anschluss an diese und die anderen Produktionen haben die Zuschauer Gelegenheit, mit den Schauspielern und Theaterleuten zu diskutieren.
Das komplette Programm der 14. Penguin’s Days und Karten gibt’s beim Schulverwaltungsamt der Stadt Moers (02841 / 201-931) sowie beim TIM-Theater (02841 / 201 – 703). Weitere Informationen unter www.moers.de.
16.10.2006
Der Lesezottel einmal als Weckmann. Vom 22. Oktober bis zum 4. November sorgen die Moerser Kinder- und Jugendbuchwochen für Leseanimation der besonderen Art. Sitzend von links: Gabriele Esser, Eva Schmelnik und Heike Garcynski. Dahinter präsentiert Monika Pogacic das Veranstaltungsplakat.
MOERS. Der Lesezottel, bereits zum 14. Mal das Maskottchen der Moerser Kinder- und Jugendbuchwochen, sorgt auch diesmal wieder zwei Wochen lang für Spaß und Spannung bei Kindern und Jugendlichen. Die Zentralbibliothek Moers, die Buchhandlungen Böckler und Spaethe sowie die Sparkasse am Niederrhein laden zu Lesungen mit Autorinnen und Autoren, Theater, Workshops und vielen weiteren Aktivitäten ein.
Zur Eröffnungsparty am Sonntag, 22. Oktober, hatte der Lesezottel den kleine Raben Socke zu einem Theaterstück in die Zentralbibliothek bestellt. Der bei Kindern bekannte Vogel fragte: „Alles erlaubt?“. Danach folgten ein Mitmach-Quiz, ein Suchspiel und Basteln mit Socken. Monika Pogacic von der Sparkasse: „Natürlich konnten sich die Kinder auch wieder am beliebten Hot Dogs-Stand satt essen.“
„Der Themenschwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Märchen. Diese Form der Erzählung verbindet in idealer Weise die zwei Facetten der Leseförderung: zuhören und lesen“, sagt Gabriele Esser, Leiterin der Zentralbibliothek. „Das gesellschaftliche Interesse an Leseanimation ist seit den Pisa-Studien gewachsen. Die Nachfrage nach unseren Veranstaltungen ist daher groß“, so Esser. Ergänzt werden die Lesezottel-Wochen von der Ausstellung „Märchenreise um die Welt“, die bis zum 6. Januar in der Zentralbibliothek eine Sammlung ausländischer und deutscher Märchenbücher zeigt.
Ein Highlight: Die Halloween-Gruselnacht
Gabriele Esser weist auf weitere Highlights hin: „Die Halloween-Gruselnacht ist für Kinder von 8 bis 11 Jahren gedacht. Sie findet am 31. Oktober von 19.30 bis 22.30 Uhr in der Zentralbibliothek statt und bietet schaurige Gruselgeschichten, seltsame Speisen und Getränke, Geisterrallye und eine Nachtwanderung.“ Mutige Kids sollten sich rechtzeitig Karten zu fünf Euro sichern.
Patricia Prawit ist die Originalstimme des Burgfräuleins Bö. Sie macht aus der musikalischen Lesung „Ritter Rost und das Gespenst“ ein aufregendes Spektakel. Die Vorstellungen am 25. Oktober in der Bibliothek Kapellen und am 26. Oktober in der Bibliothek Repelen werden voraussichtlich schnell ausverkauft sein. Karten kosten für Kinder 2,50 und für Erwachsene 4 Euro.
Der Schauspieler, Zauberer und Künstler Klaus Adam produziert im Rahmen eines Workshops mit einer vierten Klasse der Dorsterfeldschule ein Podcastprogramm, das ist Radio im Internet. Eva Schmelnik, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek: „Klaus Adam und die Kinder ‚vernudeln’ Märchen und stellen das Ergebnis als Hörspiel auf eine Internetseite; und das ist dann jederzeit abrufbar. Ein spannendes und gleichzeitig spaßiges Projekt.“
Lesungen meist kostenfrei
Für folgende Lesungen in der Zentralbibliothek gibt es noch freie Plätze: Am 25. Oktober liest Karla Schneider aus „Die Geschwister Apraksin“. Das Abenteuerbuch erzählt die spannende Geschichte von fünf Geschwistern und ihrer Flucht quer durch Russland bis nach Moskau. Die vielfach ausgezeichnete Autorin versteht es jugendliche Zuhörer zu fesseln.
Am 30. Oktober liest Mirjam Müntefering aus ihren Büchern, in denen die Helden auf vier Beinen laufen. Der Schriftstellerin gehört eine Hundeschule und so wird sie zur Lesung zwei Tiere mitbringen.
Franjo Terhart trägt Ausschnitte aus seinem Mitratekrimi „Das Geheimnis der Amphore“ vor. „Vier Kinder werden im alten Rom zu Meisterdetektiven. Die Zuhörer helfen ihnen bei der Spurensuche“, kommentiert Heike Garcynski vom Haus der Bücher Spaethe. Termin ist der 2. November.
Neu: Vorlesepaten
Zusätzlich werden sogenannte Vorlesepaten jeden Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag um 15.30 Uhr in der Hauptbücherei Geschichten für Kinder ab fünf Jahren lesen. „Die ehrenamtlichen Paten sind allesamt in der Vorlesetechnik geschult“, betont Gabriele Esser.
Die weitaus meisten Veranstaltungen sind kostenlos. Eine Reservierung sei allen Interessenten angeraten. Das vollständige Programm und die jeweiligen Anmeldebedingungen stehen in den Lesezottel-Heften, welche in den Buchhandlungen Böckler und Spaethe, der Zentralbibliothek und der Sparkasse am Niederrhein ausliegen. Fragen beantwortet zudem die Bibliothek unter 02841 / 201745.
24.10.2006
Dr.-Ing. Boris F. Kock (2.v.l.) und Dr.-Ing. Robin Büscher (2.v.r.) erhielten die beiden mit je 2000 Euro dotierten Innovationspreise Ingenieurwissenschaften der Sparkasse am Niederrhein. Im Pressegespräch an der Universität Duisburg-Essen berichteten sie von ihren Forschungsergebnissen (v.l.n.r.): Professor Dr. Alfons Fischer, Dr. Kock, Karl-Heinz Tenter, Rudolf Apostel, Dr. Klaus-G. Fischer, Dr. Büscher und Professor Dr. Andrés Kecskeméthy.
NIEDERRHEIN. Partikel von nur wenigen Millionstel Millimetern Größe können eine erhebliche Wirkung haben. Das zeigen die Doktorarbeiten der Ingenieure Dr. Boris F. Kock und Dr. Robin Büscher. Sie untersuchten voneinander unabhängig winzige Teilchen, die beispielsweise Krebs oder erhebliche Schmerzen verursachen können. Für ihre mit „sehr gut“ bewerteten Dissertationen erhielten sie jetzt die beiden mit je 2000 Euro dotierten Innovationspreise Ingenieurwissenschaften der Sparkasse am Niederrhein.
Künstliches Hüftgelenk
Wer ein künstliches Hüftgelenk bekommt, der hofft, dass er zukünftig schmerzfrei gehen kann und dass es nicht noch einmal ausgetauscht werden muss. „Im optimalen Fall hält ein Gelenk 25 Jahre“, sagt Dr. Büscher. Die in der Hüftschale entstehende Reibung kann jedoch dafür sorgen, dass Metallteilchen in den umgebenden Knochen eindringen und sich die Prothese lockert. Die Folge sind neue Schmerzen.
Am Duisburger Institut für Werkstofftechnik stellten sich Dr. Büscher und sein Professor Alfons Fischer die Frage, warum sich aus einer hochpolierten Metalloberfläche Teile herauslösen. Die Antwort: „Wir haben es sozusagen mit einem intelligenten Werkstoff zu tun“, sagt der junge Wissenschaftler, der unmittelbar nach dem Abschluss seiner Doktorarbeit von Stryker, einem amerikanischen Konzern für Medizintechnik, unter Vertrag genommen wurde. Wegen der erhöhten punktuellen Belastung verdichtet sich das Metall an den beanspruchten Stellen, winzige Teilchen brechen dabei aus der Oberfläche heraus.
Amerikaner sind begeistert
Auf der Grundlage seiner Erkenntnisse entwickelte Dr. Büscher ein neues Modell für ein Metall/Metall-Hüftgelenk. Professor Fischer bringt die inzwischen patentierte Idee auf den Punkt: „nicht glatter und härter, sondern weicher und rauer.“ Die raue Oberfläche sorgt in der Metallschale für eine erhöhte Reibungstemperatur. Der dabei aus dem Eiweiß des Gewebes entstehende Kohlenstoff wirkt später wie ein Polster und verhindert weiteren Abrieb des Metalls. Professor Fischer: „Die deutschen Ärzte sind zurückhaltend, die Amerikaner begeistert.“
Dr. Boris F. Kock untersuchte für seine Arbeit die Größenentwicklung von Rußteilchen in einem Dieselmotor. „Gesundheitsschädlich sind vor allem Partikel im Nanometerbereich, die bis tief in die Lunge vordringen können“, so der Preisträger. Die Schwierigkeit seiner Arbeit war, dass er die bei der Verbrennung im Motorraum entstehenden Teilchen nicht einfach unter das Elektronenmikroskop legen konnte. „Dr. Kock ist weltweit der erste, der mit Hilfe von Laserstrahlen die Größe der Rußpartikel parallel zum Verbrennungsprozess gemessen hat“, sagt Professor Paul Roth, der die mit „sehr gut“ benotete Dissertation betreute.
Verbrennung optimieren
Ziel von Dr. Kocks Arbeit ist es, die Verbrennung im Dieselmotor so zu optimieren, dass erst gar keine krebserregenden Partikel mehr entstehen. „Ein nachgeschalteter Filter muss regelmäßig gereinigt werden und niemand weiß, ob dabei nicht auch gesundheitsschädigende Stoffe freigesetzt werden“, so der Preisträger.
Insgesamt hatten sich neun Absolventen der Ingenieurwissenschaften mit ihren jeweils „sehr guten“ Arbeiten um den Preis beworben. Karl-Heinz Tenter, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein, sowie Dr. Klaus-G. Fischer und Rudolf Apostel vom Förderverein Institut für Mechatronik gratulierten am Rande der Pressekonferenz, in der die Preisträger und ihre Arbeiten vorgestellt wurden. Offiziell erhielten die beiden Preisträger ihre Urkunden zum Auftakt der 19. Universitätswochen in Moers.
Erstmals Preise für alle Ingenieure
Mit dem 1997 erstmals ausgeschriebenen Innovationspreis möchte die Sparkasse am Niederrhein den Wissenstransfer von der Hochschule in die Region unterstützen. Zugelassen waren erstmals anwendungsbezogene Arbeiten aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften. Bisher war der Innovationspreis auf den Bereich der Mechatronik beschränkt. Karl-Heinz Tenter: „Die Erweiterung des Spektrums soll die Chance erhöhen, dass die mittelständische Wirtschaft am Niederrhein an den Forschungsergebnissen der Hochschule partizipieren kann.“ Alle eingesandten Studien-, Magister- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen müssen mit „sehr gut“ beurteilt worden sein. Es sind auch Bewerbungen aus den Naturwissenschaften sowie den Kultur- und Gesellschaftswissenschaften erwünscht, sofern sie einen direkten Bezug zu den Ingenieurwissenschaften haben.