31. Comedy Arts Festival erlebte einen rasanten Auftakt

Furioses Finale am Festival-Freitag: Stehende Ovationen und frenetischer Beifall für Rebecca Carrington, die mit ihrem Cello fulminant durch die Musikgeschichte reiste.

MOERS. Schon von weitem tönte es verheißungsvoll durch die Altstadt. Die Mabo-Band, vier italienische Vollblutmusiker, lockten auf Posaunen und Saxophonen die Zuhörer mit Dixie- und Opernklängen zum Kastellplatz. Und die Comedy-Fans strömten, gut gelaunt und voller Erwartung, in die Sparkassen-Arena: „Wolln wa mal gucken, ob et schön wird.“ Punkt sieben sprach Holger Ehrich vor rund 1600 Besuchern endlich die lang ersehnten Worte: „Herzlich willkommen zum 31. Comedy Arts Festival Moers.“ Für den neuen Künstlerischen Leiter ist es das Debütfestival. „Es ist mir eine große Ehre und eine Herausforderung, ein wirklich gutes Programm zusammenzustellen. Werner Schrick hat das immer toll gemacht und ich möchte daran anknüpfen." Und der neue Mann hatte nicht zu viel versprochen.

Poet oder kaukasischer Karussellbremser?

Mit unterschiedlichsten Acts erlebte das Festival einen rasanten Auftakt, moderiert von Heinz Gröning, dem legendären rheinischen Tanzbären, der seinem Ruf als Meister der Wortakrobatik und des intelligenten Witzes alle Ehre machte. Mit unglaublich geschmeidigem Hüftschwung betörte Heinz - der sensible Poet, gefangen im Körper eines zu stark behaarten LKW-Fahrers - nicht nur die Damenwelt. Niemand holt so aufreizend sexy seine Gitarre wie Heinz: „Grrrrr.“ Und niemand bringt Liedtexte so auf den Punkt wie dieser grobschlächtige kaukasische Karussellbremser mit der zarten Seele eines verträumten Teletubbies, der sich doch nur eins wünscht: „Einen wirklich ehrlichen Applaus, so einen, wie ihn das eigene Kind kriegen würde, wenn es bei der Kindergartenabschlussfeier erfolgreich einen Strohballen interpretieren würde.“

Flaschenmusik: Liedgut auf Leergut

Einen solchen Applaus gab es beim Festivalauftakt oft. Zuerst für das GlasBlasSingQuintett, fünf Berliner Musiker, die nach dem Motto „Durch dieses Festival muss ein Schluck gehen“ Liedgut auf Leergut präsentierten. Mit sorgfältig gestimmten Bierflaschen und Plastikkanistern, mit dem Käptn-Ahabonium, einem Flaschenbart frisch aus dem eigenen Laboratorium und mit Kronkorken-Kastagnetten wurde geblasen, geschlagen, geworfen und mit den Daumen geploppt, was die Musikgeschichte hergibt. Von „Don’t be cruel“ bis „Don’t worry, be happy“, von Reggae bis Bach, von Tequila bis zur Eigenkomposition über das schwere Dasein eines Flaschenmusikanten - jeder Song war ein Happening.

Nach dieser quicklebendigen ersten Entdeckung des Abends kam der Auftritt der Beefcake Boys, der Fleischkuchen-Buben, nur langsam in Fahrt. Doch mit ihrem Keulen-Jonglage-Striptease, einem furiosen Hahnenkampf zwischen virtuosem Können und köstlichem Slapstick, verzauberten die beiden Jungs mit ihren Luxuskörpern in Unterhosen das Publikum. Aus dieser Erregung führte der unglaubliche Heinz in die Pause. Munter turnte die Mabo-Band zwischen den Reihen, verfolgte arglose Festivalbesucher, um sie mit dem Triumphmarsch oder Beethovens Schicksalsmotiv „Ta-ta-ta-taaaaa“ zu erschrecken und blies mit Posaunen-Tatütata hübschen Frauen den Weg frei. Mittendrin im Geschehen drehte Inka Arlt, die (schein)barbusige Glücksfee aus Dresden, ihren Zauberrock: „Schürzenjäger aufgepasst, dem Glück unter den Rock gefasst.“ Für eine Münze in den künstlichen Busen durfte jeder aus den theatralischen Miniaturen einen Blick ins Glück oder einen Griff auf die weiche Seite des Lebens genießen.

Breakdance und schräge Aktions-Komik

Weiter ging es mit Fette Moves, einer erstklassigen und atemberaubenden Show aus Karlsruhe, laut Heinz der „Hauptstadt der Bewegung“. Hochkarätiger Breakdance in feinsten Nadelstreifen - das Publikum tobte vor Begeisterung. Eine gute Einleitung für Dirty Fred, der mit seiner Anti-Terrorismus-Show den umstrittensten Auftritt des ersten Festivalabends lieferte. Der Sohn eines lutheranischen Priesters und einer ehemaligen Armeekrankenschwester, der selbst mit 17 Marineinfanterist bei der Armee war, erschien in der Rolle eines US-Generals, besessen von der Mission, Moers auf den Kampf gegen den Terrorismus vorzubereiten. Provokant und oft grenzüberschreitend inszenierte er mit seinen nicht immer ganz willigen Freiwilligen einen skurrilen Parademarsch zu Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. Die einmalige Chance, einen Amerikaner mit Wasserbomben zu bewerfen, ließen sich viele Zuschauer nicht entgehen. Dirty Fred, mit einem IQ von 103 gesegnet, glaubt an eine Welt ohne Grenzen.

Furioses Finale mit Cello

Eine musikalische Version davon lieferte Rebecca Carrington, die sich gemeinsam mit Joe, ihrem Cello aus dem 18. Jahrhundert, über die Musikwelt amüsierte: von Madonna bis Jacqueline du Pré, von Piaf bis Pavarotti, von Jazz bis Bollywood jagten sie durch Europa, Indien, Japan, Afrika, die USA und lieferten einen herrlichen Mix aus virtuos gespielter „Cello-Gitarren-Sitar-Dudelsack-TinWhistle-undnochvielesmehr-Musik“. In Colin Griffiths-Brown hat die Queen der Cello-Comedy einen kongenialen Partner gefunden, der als „Vocal Bass“ im Schottenrock für das furiose Finale eines phantastischen Festivaltages sorgte. Standing Ovations und frenetischer Beifall - ein triumphaler Auftakt für das 31. Comedy Arts Festival Moers.

4.8.2007

Hier gehts zur Bildergalerie:Hier die Bildergalerie vom Festval-Freitag. Zum Vergrößern der Fotos bitte draufklicken.

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