Feucht-fröhlicher Freitag beim 30. Comedy-Arts Festival

MOERS. „Happy birthday to you, happy birthday, dear Internationales Comedy Arts Festival Moers, happy birthday to youuu.“ Liebevoll, fast zärtlich klang das kleine Geburtstagslied, mit dem der zweite Festivaltag pianissimo begann. Gratulant Tomás Kubinek, aus Kanada stammender „Komödiant von hohen Gnaden“, leitete als Master of Ceremonies durch ein Programm, das von witziger Wort-Komik bis zu überschäumender Situationskomik alles zu bieten hatte, was die Lachmuskeln strapaziert. Der Abend lief im langsamen Andante an, steigerte poco a poco das Tempo und erreichte nach etlichen Allegro vivace-Passagen ein Finale furioso – nicht nur artistisch, sondern leider auch witterungstechnisch.

Ein fast trockener Auftakt war dem Duo Full House gegönnt, das Auszüge aus seinem erfolgreichen Programm „Existential BoomBoom“ spielte. Das vermeintlich ungleiche Paar – er der konfettiwerfende Possenreißer aus den USA, sie die Schweizer Pedantin mit Artistenherz und einem Faible für Abstimmungen aller Art – bot Akrobatik von höchster Könnerschaft. Das improvisiert wirkende Programm im bunten Salat aus sechseinhalb Sprachen bestach durch seine ausgefeilte Dramaturgie und die hohe Risikobereitschaft des Duos, dem es mit originellen Jonglagen und grandiosem pianistischem Können gelang, den Kontakt zum Publikum zu finden. Da fand sich auch, fast spontan, mit „Krischtoff“ der erste Freiwillige des Wochenendes. Den wohl akrobatischsten Beitrag zum Mozart-Jahr 2006 lieferte Henry Camus alias Leo nicht a cappella, sondern a castuhla, nämlich auf dem Rücken unter dem „Bonsai-Steinway“ liegend.

Kleines Nümmerli gefällig

Während bei diesen bezaubernden „kleinen Nümmerli“ der Wortwitz einen Sieg feierte, kamen Les Frères Duchoc in „Grosse Pression“, der ersten Deutschland-Premiere des diesjährigen Festivals, nahezu ohne Worte aus. Die französische Antwort auf Laurel und Hardy ächzte und stöhnte zum Steinerweichen bei ihrer stuhlakrobatischen Aufwärmübung mit Duchophone, dem Instrument für den polyrhythmischen Menschen: „Ha Ha Hu“ – gewaltig tönte der Schlachtruf eines musikalischen Spektakels der besonderen Art über den Platz.

Inzwischen hatte sich der leichte Nieselregen, nachdem er sich zunächst unter Kubineks Kommando dank des kräftigen Pustens aus den Publikumsreihen wieder verzogen hatte, zum verstärkten Wiederangriff entschieden und stellte den heimlichen Star des Abends vor: „the praktische Poncho in Universalgroße mit Kapuze.“ Aus einer simplen Regenhülle, die zum Kassenschlager avancieren würde, entwickelte Tomás Kubinek als der Meister des Unmöglichen, quasi aus dem Ärmel geschüttelt, eine Slapsticknummer allererster Klasse. „Give us more“, rief er mit weit ausgebreiteten Armen gen Himmel – und der ließ sich nicht lange bitten. Es goss wie aus Kübeln, die Zuschauer ergriffen scharenweise die Flucht, und keine Nummer hätte in diesem Moment besser passen können als die witzige Kanuwettfahrt mit oder vielmehr gegen ein Gummientchen.

Das 1999 gegründete Trio „Trifolie“, was seine Mitglieder Rolf Neuendorf, Axel Vandenabeele und Sven Stutzenberger selbst als „Wahnsinn zu dritt“ bezeichnen, zeigte die verrückten Seiten des Daseins, ohne viel Worte zu machen. Mal poetisch, mal ironisch, mal rabenschwarz – aber immer genial! Mit einem Hang zu absurden Situationen und überraschenden Pointen und einem Stil, der Elemente der Pantomime, der Clownerie und des Comicstrips vermischt, zogen die Akteure das Publikum in ihren Bann. Visuelle Comedy mit Lachgarantie. Ups!

Laute Pantomime

Danach wirkte Patrick Cottet-Moines visuelle Einmannshow zunächst fast ruhig, obwohl sie als die lauteste Pantomimevorstellung von Frankreich gilt. Geradlinig wie ein Strommast macht der hagere Franzose von seiner Gestalt Gebrauch und bringt mit seinem unvergleichlichen Gebärdenspiel die Zuschauer zum Lachen. Und das mit einer Miene, als könne er kein Wässerchen trüben. Ob als ein mit einem widerspenstigen Fisch kämpfender Angler oder ein mit einer lästigen Fliege ringender Hausmann am Bügeleisen, ob als Zorro, der sich in seinem Umhang verfängt oder als Tennisspielerin im reizenden Röckchen, die für den Sieg zu allem bereit ist – mit feurigem Blick und aufs Wesentliche reduzierter Handlung begeisterte der Künstler aus Toulon alle.

Oder wenigstens alle, die so lange geblieben waren, denn inzwischen hatte der Himmel über Moers sämtliche Schleusen geöffnet. Da half auch “the praktische Poncho“ nicht mehr, und nur Tomás‘ alias Sister Marys sonnigem Wesen war es zu danken, dass die wenigen Unerschrockenen, die bis zuletzt aushielten, ihre gute Laune nicht verloren. Wer tapfer den Wasserfluten von oben und unten und überall trotzte, kam zum guten Schluss noch in den Genuss einer ultimativen Comedy-Show zum Thema Sport, denn nach der WM musste natürlich auch etwas Sportliches im diesjährigen Programm dabei sein. Yllana aus Spanien, schon seit längerem international für ausgefallene Shows bekannt, zog in „Olymplaff“ alle Register der Visual Comedy. Die als Auftragsarbeit anlässlich der Bewerbung Madrids für die Olympiade 2012 entstandene Show mit Isabella Guss, César Maroto und Juanfran Dorado sorgte mit einem Feuerwerk der Lacher für das krönende Finale eines regenreiches Festivaltages.Die Fotos vom Freitag beim Comedy-Arts Festival vermitteln einen Eindruck vom wechselvollen Programmbogen. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.

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