Zweiter Abend der 17. Universitätswochen in Moers

MOERS. Der größte Teil der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. „Gleichwohl ist die Wassernutzung zu Trinkwasserzwecken und für die Industrie ein gewaltiges Thema.“ Noch 1990 galt Professor Dr. Rolf Gimbel bei den führenden Wasserversorgern in Deutschland als Rufer in der Wüste. „Heute sieht die Sache anders aus“, sagt der Hochschullehrer und Direktor für Wassertechnologie am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung in Mülheim – IWW. Professor Gimbel berichtete in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein jetzt von „Erfolgen mit weltweiter Signalwirkung“ beim Einsatz von Membranen, die belastetes Wasser kostengünstig in hochwertiges Trinkwasser verwandeln können.

Nur 0,3 Prozent des auf der Erde vorhandenen Wassers ist Süßwasser, das sich zur Gewinnung von Trinkwasser eignet. Weltweit führend bei der Nutzung des zunehmend wertvollen Rohstoffes ist die Landwirtschaft, gefolgt von den Sektoren Industrie und private Haushalte. „Im Jahr 2050 werden es nach gesicherten Schätzungen etwa neun Milliarden Menschen sein, die Zugang zu reinem Trinkwasser haben müssen“, so Professor Gimbel. Herkömmliche Verfahren zur Aufbereitung von Wasser, das durch Bakterien, Viren, Chemikalien und Schadstoffe verschmutzt ist, kosten zunehmend mehr Geld. Sie erfordern einen hohen Einsatz an Energie und komplizierter Technologie.

Herkömmliche Filter reichten plötzlich nicht mehr aus

„Führende Leute im Dachverband der Wasserversorger in Deutschland haben mir nach einem Vortrag über Membrantechnologie im Jahr 1990 gesagt, daß dieses Verfahren hierzulande keine Zukunft habe“, berichtete Professor Gimbel in der mit 300 Zuhörern voll besetzten Kundenhalle der Sparkasse. Er macht trotzdem weiter. 1998, nach starken Regenfällen in der Eifel, reichten die herkömmlichen Filteranlagen nicht mehr aus, das Wasser aus der in der Nähe von Aachen gelegenen Dreilägerbach Talsperre hinreichend zu reinigen. Die Stunde von Professor Gimbel, seinem Team aus jungen Wissenschaftlern und vor allem seiner Membrantechnologie hatte geschlagen.

Inzwischen läuft mit großem Erfolg eine Pilotanlage, die pro Stunde rund 150.000 Liter reines Wasser liefert. Und das ohne aufwändige Filterstufen über Kies, Oxidationsprozesse, Aktivkohle und Einspeisung ins Grundwasser. Professor Gimbel: „Unsere Membranen arbeiten im Ultra- und Nanometerbereich und liefern Wasser, das die Qualität aufweist, wie sie es heute in Flaschen kaufen können“. Und das zu einem Preis, der auf Liter kaum mehr umrechenbar sei.

Planer sitzen in Moers

Derzeit entsteht in Roetgen (in der Nähe von Aachen) das weltweit größte Wasserwerk zur Aufbereitung von Talsperrenwasser mittels Membrantechnologie. „Die Anlage wird 2005 in Betrieb gehen und eine starke Signalwirkung zum Bau von Anlagen in der ganzen Welt haben“, so Professor Gimbel. Die Planung des 25-Millionen-Projektes machte die in Moers beheimatete Firma Wetzel und Partner. Professor Gimbel: „Sie sehen, wie segensreich die Zusammenarbeit von Hochschule, Aninstituten und Wirtschaft funktionieren kann.“

14.10.2004

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