Wahlforscher zur Krise der großen Volksparteien

NEUKIRCHEN-VLUYN. „Warum verlieren die großen Volksparteien ihre Wähler?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Vortrag, zu dem die Sparkasse am Niederrhein und der Förderverein der Stadtbücherei Neukirchen-Vluyn eingeladen hatten. Die Eingangsthese: Eine Volkspartei dürfe auf keinen Fall wie ein Gemischtwarenladen auftreten. „Wer nicht erkennbar ist, ist auch nicht attraktiv. Wer kein klares Profil hat, wird auch keine Anhänger finden.“ So Professor Dr. Karl-Rudolf Korte, Wahlforscher und Politologe an der Universität Duisburg-Essen.

Die Besucher waren von Sparkassendirektor Bernhard Uppenkamp, der auch im Vorstand des Fördervereins agiert, im Mehrzweckraum des Kreditinstituts an der Poststraße begrüßt worden. Den Referenten stellte er als Experten vor, der die Ergebnisse der Kommunalwahlen im September im WDR-Fernsehen analysierte und damit einem großen Publikum bekannt geworden ist.

Dass die Partei der Nichtwähler wachse und der Tiefpunkt der Wahlbeteiligung erreicht sei, müsse nicht unbedingt ein „Krisenanzeichen für den Verlust von Stabilität bedeuten“, sagte Korte. Dies könne im internationalen Vergleich auch als „Normalisierungskrise und Europäisierungsprozess“ gedeutet werden. Immer wieder ergänzte Korte die bundesdeutsche Sicht durch Erfahrungen anderer Länder, speziell der USA. In Deutschland gelte es jetzt vor allem, eine weitere Schwächung der Mitte und ein Ausfransen am Rand zu verhindern: „Die Volksparteien müssen mehr Wähler an die Wahlurnen bekommen, um in der Wahlschlacht bestehen zu können. Die Wähler sind wählerischer geworden und nicht mehr so festgelegt wie früher. Der Stammwähler ist ein aussterbendes Wesen.“

Abschließend gab Korte sich zuversichtlich, was die Zukunft der Volksparteien angeht: „Die Leute erwarten keine weichen Themen mehr, sondern klare Alternativen. Wer das richtig einschätzt, hat eine reelle Chance auf den Vertrauensbonus, den der Bürger mit der Wahl einer Partei zugesteht.“ Die rege Diskussion im Anschluss an den Vortrag bewies, wie intensiv sich die Bürger auch in Neukirchen-Vluyn mit dem Thema auseinandersetzen.

25.11.04

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