Zum Saisonauftakt gab’s im Martinstift „Wiener Klassik“

MOERS. Zum Saisonauftakt im Martinstift hatte sich die künstlerische Leiterin der städtischen Konzerte, Dr. Christiane Schumann, etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eingeladen war das AMEA-Quartett, das der junge Moerser Geiger Matthias Alexander Bruns gegründet hatte. Unter dem Motto „Wiener Klassik“ boten die Musiker auf Einladung der Sparkassenkulturstiftung ein anspruchsvolles Programm. Einen besonderen Akzent setzte die Sopranistin Bianca Koch mit ihren Haydn-Canzonetten.

Internationaler Aspekt

Der Beifall des freundlich eingestellten Publikums galt den jungen Musikern: Die Ausführenden befinden sich allesamt noch an der Schwelle zum Berufsleben und haben ihre Ausbildung zumeist noch nicht abgeschlossen. Einzige Ausnahme: Matthias Alexander Bruns, der soeben ein Festengagement bei den Duisburger Philharmonikern erhielt. Außer ihm wirkt lediglich sein Viola-Kollege Alexander Kiss als Praktikant beim Kölner Gürzenichorchester, während die übrigen Mitwirkenden noch an verschiedenen renommierten Musikhochschule studieren.

Mit Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven deckte das AMEA-Quartett den ganzen Bereich der Wiener Klassik ab. Zu erleben war ein beherzt aufspielendes junges Ensemble, dessen Gründung schon längere Zeit zurückliegt, das sich in dieser Besetzung aber erst kürzlich neu formierte. Sympathisch war ein internationaler Aspekt: Matthias Alexander Bruns (Violine) und Alexander Kiss (Viola) musizierten mit der russischen Geigerin Natalya Demina und der japanischen Cellistin Shiho Nishimura.

Forsche Direktheit

Das AMEA-Quartett überzeugte mit seinem musikantischen Vortragsstil. Ohne Einschränkung gefallen konnte deshalb das Divertimento F-Dur KV 138 des sechzehnjährigen Wolfgang Amadeus Mozart, denn die unbeschwerte Musik wurde gekonnt ohne Problematisierung vorgetragen. Beim folgenden „Lerchenquartett“ (D-Dur op. 64 Nr. 5) von Joseph Haydn überließ Matthias Alexander Bruns das erste Geigenpult seiner Kollegin Natalya Demina. Die Interpretation des Haydn-Quartetts zeichnete sich durch sorgfältige Gestaltung aus, doch hätte die Musik gelegentlich eine Spur duftiger und schwebender klingen sollen. Vermutlich hätten sich dann sogar noch mehr klangliche Reize aufgetan.

Das AMEA-Quartett schritt in seinem Programm chronologisch voran und erreichte zuletzt das Streichquartett c-Moll op. 18 Nr. 4 von Ludwig van Beethoven. Es war dies die leidenschaftlichste Komposition des Konzerts. Die vier jungen Instrumentalisten näherten sich diesem Werk mit forscher Direktheit, was den orchestralen Abschnitten des Quartetts sehr gut bekam, jedoch einige Feinheiten, etwa bei den kleinsten Notenwerken und den Vortragsanweisungen des Komponisten, übersehen ließ.

Entdeckung des Musiksommers

Die Sopranistin Bianca Koch, die soeben von der Bremer Hochschule der Künste nach München wechselte, war im Vorjahr beim Moerser Musiksommer aufgefallen und erhielt nun das Angebot eines Soloauftritts. Die Sängerin eröffnete die zweite Programmhälfte mit vier englischen Canzonetten von Joseph Haydn. Sie sang mit sicher geführter Stimme, ihr Vortrag besaß eine natürliche Frische. Feine Ausdrucksnuancierungen wollten sich allerdings noch nicht einstellen. Bianca Koch wurde sicher begleitet von der japanischen Pianistin Reiko Uchida.

Das AMEA-Quartett war es zuletzt, das die Brücke zwischen Instrumentalwerken und vokalem Intermezzo herstellte: Als Zugabe erklang Schuberts „Ständchen“ „Leise flehen meine Lieder“ in einer Bearbeitung für Streichquartett. Im Moerser Martinstift erhielten alle jungen Musiker reichlichen und verdienten Beifall.

20.9.2004

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.