Abschluss der 24. Universitätswochen in der Sparkasse

NIEDERRHEIN. „Wir leben inmitten eines spannenden Experiments, doch ich glaube, dass es gut ausgeht.“ Professor Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, zog mit dieser Einschätzung nach zwei Stunden spannender und spannungsgeladener Diskussion ein positives Fazit für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Zum Abschluss der 24. Universitätwochen in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein erlebten rund 200 Zuhörer, wie ein Stahlproduzent, ein Energieversorger, ein Klimaschützer und ein Umweltexperte auf hohem Niveau die Klingen kreuzten.

Dr. Herbert Eichelkraut leitet ein Stahlwerk, das ThyssenKrupp vor einigen Jahren für fünf Milliarden Euro in Rio de Janeiro gebaut hat. Der frühere Chef der Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg warnte angesichts des vorgezogenen Atomausstiegs in Deutschland davor, die hiesige Infrastruktur aufs Spiel zu setzen und riet zu einer vorsichtigen Energiewende. Dr. Eichelkraut: „Die Industrie kann den teureren Ökostrom nicht bezahlen und wird abwandern. Zugleich wird es zu einer Abnahme des Wohlstandes kommen.“

Notwendige Energiewende

Professor Martin Faulstich, oberster Umweltpolitikberater der Bundesregierung, hielt dagegen: „Hochwertige Verarbeitung und Produktion wie in der Automobilindustrie wird in Deutschland bleiben, denn diese Branche braucht gut ausgebildete Mitarbeiter, die sie nur hierzulande findet.“ An der notwendigen Energiewende ließ er keinen Zweifel: „Wir haben international verabredet, dass die Erdtemperatur maximal um zwei Grad ansteigen darf. Nun ist noch ein Grad übrig, wir müssen stark auf die Bremse treten.“

Für zu abrupt und gefährlich hält Professor Gerd Jäger den vorgezogenen Atomausstieg. Das Vorstandsmitglied der RWE Power AG warf der Politik vor, nach einem jahrelang fehlenden Energiekonzept nun den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Er berichtete davon, dass das Stromnetz bereits heute am Limit sei und nicht auszuschließen, dass es zukünftig öfter zu Stromausfällen komme. Professor Jäger: „Strom soll bezahlbar und zuverlässig bleiben, aber gleichzeitig sind die Leute nicht bereit, neue Hochspannungsleitungen oder Windparks vor ihrer Türe zu akzeptieren.“ Diese Unentschlossenheit und das mangelhafte Energiekonzept gefährdeten den Wirtschaftsstandort Deutschland massiv.

Anstehende Veränderungsprozesse

Keinen Zweifel daran, dass sich die Energiewirtschaft in Zukunft erfolgreich auf Solar-, Wind- und Photovoltaik-Anlagen stützen kann, wollte Rolf Fliß aufkommen lassen. Der Essener Bürgermeister, Bündnis 90 / Die Grünen, hat früh gegen Atomkraftwerke demonstriert und ist sich sicher, „dass wir mit gezielten Investitionsprogrammen und der konsequenten Förderung regenerativer Energien auch die hiesige Wirtschaft nachhaltig stärken können“. Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein: „Es ist gut, wenn wir uns auf die anstehenden Veränderungsprozesse einstellen. Denn natürlich betreffen uns diese Entwicklungen ganz konkret auch hier am Niederrhein und damit die regionale Wirtschaftskraft und die Arbeitsplätze.“

14. Oktober 2011

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