Lebendige Geschichte mit Lothar de Maizière

Lothar de Maizière, der Architekt der Einheit, warf ein humorvolles und detailreiches Bild auf die Wiedervereinigung.

RHEINBERG. Das DDR-Geld brannte nicht. „Wir mussten 25 Milliarden Mark in kleinen Scheinen vernichten, wussten aber nicht wie.“ Vor solchen und vielen anderen Problemen stand Lothar de Maizière als erster demokratisch gewählter und zugleich letzter Ministerpräsident der DDR. Gespickt mit amüsanten Details erzählte er auf Einladung der Kulturstiftung der Sparkasse Rheinberg seine Geschichte der deutschen Einheit. Die mehr als 200 Zuhörer im Forum des Amplonius-Gymnasiums bedankten sich nach der Doppelstunde lebendiger Geschichte mit stehendem Applaus.

Die Weltgeschichte hatte den studierten Musiker und Juristen quasi über Nacht in die Verantwortung geschubst. Im März 1990 wählten ihn die DDR-Bürger in den ersten freien Volkskammerwahlen zum Regierungschef: „Unser klarer Wählerauftrag lautete: Macht Euch so schnell wie möglich überflüssig!“ Denn die Mehrheit des Volkes wollte die Einheit und die D-Mark. Lothar de Maizière: „Damals verließen täglich 2000 Menschen die DDR, das mussten wir stoppen, so schnell wie möglich.“Niemand glaubte 1990 ernsthaft daran, dass die deutsche Einheit in weniger als einem Jahr nach dem Fall der Mauer machbar wäre. Und insbesondere die Alliierten stemmten sich mit aller Kraft dagegen. Dass der Einigungsvertrag, den er zusammen mit Wolfgang Schäuble erarbeitete, dann doch von allen anerkannt und am 3. Oktober 1990 in Kraft treten konnte, beschreibt de Maizière heute mit einem einzigen Wort: „Wahnsinn“. Und er sagt: „20 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt die Einheit eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir müssen sie mit dem Herzen wollen.“

Mit Michail Gorbatschow verbindet de Maizière bis heute eine enge Freundschaft. Gorbatschow schrieb auch das Vorwort zu seinem Buch, das er jetzt gemeinsam mit Kanzlerin Merkel vorstellte. Ulrike Brechwald von der Buchhandlung Klex hatte einige Dutzend Exemplare mit dem Titel „Ich will, dass meine Kinder nicht mehr lügen müssen“ zum Veranstaltungsabend mitgebracht. Doch diese waren mit der Unterschrift des prominenten Zeitzeugen binnen weniger Minuten vergriffen. Nun hat Ulrike Brechwald weitere 40 Bücher nachbestellt. Ulrike Brechwald: „Lothar de Maizière wird sie in den nächsten Tagen signieren, dann liegen sie für die Kunden bei uns im Geschäft bereit.“ Vorbestellungen unter: 02843 / 958295.

28. September 2010

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