Bachs hohe Messe in h-Moll im Xantener Dom

Dirigent Romano Giefer (links) und die Canzonetta Köln begeisterten im Rahmen der 14. Internationalen Blechbläsertage mit der Aufführung von Bachs h-Mollmesse mehr als 800 Zuhörer im Xantener Dom.

XANTEN. Unter der Überschrift „Soli Deo Gloria – Bachs Trompeten“ – widmen sich die 14. Internationalen Blechbläsertage den großen Werken des Meisters. Höhepunkt in der außergewöhnlichen und gemeinsam mit hervorragenden Chören der Region verwirklichten Konzertreihe war das von der Kulturstiftung Sparkasse am Niederrhein unterstützte Sonderkonzert im Xantener Dom mit Bachs Messe in h-Moll.

Langer Atem, spannungsvolle Bögen

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts als „größtes musikalisches Kunstwerk aller Zeiten und Völker“ gerühmt, hat die monumentale Messe bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Die Konzertbesucher im vollbesetzten Xantener Dom erlebten eine fein nuancierte Wiedergabe, frei von überflüssigem pseudoromantischen Bombast. Die Canzonetta Köln, ein Ensemble aus jüngeren Sängerinnen und Sängern, die sich um den Dirigenten, Organisten und Cembalisten Romano Giefer versammelt haben, genießt mit ihrem Interpretationsstil „alter Musik“ inzwischen internationale Anerkennung.

Romano Giefer näherte sich Bachs Messe voller Respekt, nahm die Tempi eher langsam und erzielte so atemberaubend schöne Bögen. Langer Atem, durchdachte Chöre und Arien formten zusammen einen in sich geschlossenen Aufbau mit vielen kleinen und großen Höhepunkten. Auch wenn der Chor mit nur dreißig Mitwirkenden für den Domraum recht klein war, erzielte die höchst konzentriert singende Canzonetta einen weiträumigen, durchdringenden und vibrierenden Klang bei phantastischer Intonation, dabei glasklar auch in den komplexen, mehrstimmigen Passagen.

Flöte gestaltete

Cum Sancto Spiritu, das letzte Stück der ersten Hälfte, strahlte bei hohem Komplexitätsgrad und grandioser Fülle eine unkomplizierte und erfrischende Vitalität aus. Souveräne Beweglichkeit bewies die Canzonetta überdies in den kontrapunktischen Details der nachfolgenden Messteile. Die Solistinnen Susanne Duwe (Sopran) und Carola Göbel (Alt) bildeten in ihren gemeinsamen Arien eine Einheit, und Göbels unpathetische und zwingend klare Ausdeutung des Agnus Dei hinterließ tiefen Eindruck.

Michael Feyfar (Tenor) und René Perler (Bass) ordneten sich mit Brillanz dem Gesamtbild unter. Die Camerata Vivaldi begleitete mit Schwung und Lebendigkeit, rhythmisch sehr genau und mit unvermittelter Musizierfreude. Besonders eindrucksvoll gelangen die Arien, in denen die Flöte eine gestaltende Rolle spielt, und auch die Oboe gefiel durch ihr frisches, dynamisches Spiel.

Trompeten in höchsten Lagen

Über allem strahlten immer wieder Bachs Trompeten. Dirk Wittfeld, Künstlerischer Leiter der Internationalen Blechbläsertage Moers und Mitglied in der Camerata Vivaldi, spielte mit seinem Trompetenensemble den äußerst heiklen und bis in höchste Lagen reichenden Part der Solotrompeten sauber und makellos. Das Dona nobis pacem stimmten sie so unglaublich leise und zart an, dass der Klang entrückt schien, als käme er aus einer anderen Welt. Damit entsprach das Konzert ganz der Intention Bachs, der mit seiner Messe die Hörer nicht unterhalten, sondern seelisch erbauen wollte.

Nach dem runden Ende, einem Gebet in Noten, herrschte einen wundervollen Moment lang andächtige Stille im Dom. Und dann brach der Applaus los, minutenlang und mit stehenden Ovationen von mehr als 800 überwältigten Zuhörern. Winfried Schoengraf, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse am Niederrhein: „Ein phantastisches Konzert, einfach wunderschön.“

Petra Riederer-Sitte

5.3.2007

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