Konzert in der Moerser Stadtkirche: Mozart traf Heine

Mozart traf Heine: Die beiden Chöre demonstierten sich in harmonisch und stimmlich sehr ausgewogenem Miteinander als ein bestens präparierter Großchor unter der Leitung von Ulrich van Ooy.

MOERS. Mit einer Hommage an ein musikalisches Genie und einen Dichterfürsten, die sich in Musik und Text begegneten, erwies gegen Ende des Mozart- und Heine-Jahres der Madrigalchor Cäcilia Kapellen den beiden Jubilaren seine Reverenz. Mozart und Heine sind sich naturgemäß nie begegnet: Als Heine am 13. Dezember 1791 in Düsseldorf geboren wurde, war Mozart schon seit sechs Jahren tot. „Aber was wäre gewesen, wenn...“ Dieser Frage ging der Abend mit Noten und Reimen in der voll besetzten Stadtkirche auf den Grund.

Ausgewogenes Miteinander

Zusammen mit dem Kirchenchor von St. Judas Thaddäus aus Duisburg-Buchholz und dem Rezitator Peter Lufen ließ der Madrigalchor mit einer subtil und klug abgestimmten Programmfolge eine spannende Begegnung stattfinden. Den frischen Auftakt bildete die durch die Kirchensonate KV 329 in zwei Teile gegliederte „Spatzenmesse“. Dabei demonstrierten sich die beiden Chöre in harmonisch und stimmlich sehr ausgewogenem Miteinander als ein bestens präparierter Großchor unter der Leitung von Ulrich van Ooy. Zugleich bewiesen sie, dass dieses populär gewordene Werk keineswegs auf jene prägnante kleine Vorschlagsfigur der Violinen beschränkt werden darf.

Das Solistenquartett, mit Gesangsschülern der Musikschule Neukirchen-Vluyn solide besetzt, fügte sich sehr schön und unprätentiös in den Gesamtklang ein. Allen voran ist Evelyn Ziegler, der heimliche Star des Abends, zu nennen, die mit ihrem geschmeidigen und klaren Sopran auch allzu Flüchtiges mit einer gehörigen Portion Blattgold zum Leuchten brachte. Es folgte ein posthumes Gespräch, ein fiktives Interview mit Heinrich Heine von der Journalistin Cordula Hupfer, nach dem Motto „in den Werken der Dichter muss man ihre Geschichte suchen, hier findet man ihre gemeinsten Bekenntnisse“: ein höchst informatives Frage- und Antwortspiel mit dem Wanderer zwischen den Welten und der Quintessenz: „Alles Geschmackssache.“

Souveräne Begleiter

Nach einem lyrischen Intermezzo ging es weiter „auf den Flügeln des Gesanges“, Laudate Dominum, Ave verum, Regina coeli und Benedictus sit Deus, mit großer Intensität und gemessenem Pathos dargeboten und von den Duisburger Philharmonikern und der Organistin Ilona Schefzyk souverän begleitet. Dazwischen gab es Gedichte: Nachtgedanken, Sabbatlied, Schöpfungslieder. Peter Lufen las sie mit einer erkennbaren Liebe zum Poeten, die das Verlangen weckte, manches nach dem Konzert noch einmal in Ruhe nachzulesen.

Nach Heines Halleluja übernahm Mozart das „Schlusswort“ mit seinem Te Deum. „In te, Domine, speravi: non confundar in aeternum. - Auf Dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich werde in alle Ewigkeit nicht zu Schanden werden.“ Darauf hätte wohl selbst Heine nichts mehr zu entgegnen gewusst. Was blieb, war der Dank an alle Ausführenden. Und der Dank an die Kulturstiftung Sparkasse am Niederrhein, deren Unterstützung das Moerser Treffen zwischen Heine und Mozart ermöglicht hatte.

7.11.2006