Auftakt der Kriminale 2006 in der Sparkasse

Der "Madendoktor" kam beim Publikum gut an. In der vorderen Reihe von links: Karl-Heinz Tenter, Sandra und Giovanni Malaponti, Elke Tenter sowie Andrea und Bernhard Uppenkamp. Zweite von rechts: Gabriele Esser.

NIEDERRHEIN. Tatort Sparkasse am Ostring: Krimi made in Moers. Oder vielmehr „Made“ in Moers – denn Maden waren die eigentlichen Protagonisten beim Auftakt der 1. Kriminale Moers, die von der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein gesponsert wird. Zur spannenden Eröffnung begrüßte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Tenter den Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminalistische Sicherung, Untersuchung und Auswertung biologischer Spuren.

Erfrischend skurril

Als „Herr der Fliegen und Maden“ überführt Benecke noch nach Jahren jeden Täter mit Hilfe der DNA-Typisierung und der Kriminalbiologie: „Blut, Sperma, Haare, Speichel – das bin ich.“ Mörder haben bei dem Madendoktor nichts zu lachen, Zuhörer seiner erfrischend skurrilen Vorträge dafür um so mehr. Eigentlich sollte Benecke zum Kriminale-Auftakt aus seinem neuesten Buch „Dem Täter auf der Spur“ lesen, doch spontan überließ er dem Publikum in der vollbesetzten Kundenhalle die Wahl: „Ich zeige Ihnen ein paar Bilder, und danach können Sie entscheiden, was für einen Vortrag Sie hören wollen.“ Die Mehrheit der anwesenden Besucher, darunter Ehrengäste wie Gabriele Esser und Hans-Gerd Rötters, entschied sich für „spontane Selbstentzündung beim Menschen“, eines der merkwürdigsten Phänomene, mit denen Kriminalisten zu tun haben.

Schwarzer Humor

Anhand eines praktischen Beispiels erläuterte Benecke die einzelnen Phasen seiner Arbeit, angefangen von der Teambildung bis zum praktischen Experiment. Gelegentlich wurde der quirlige Vortrag jäh unterbrochen, weil das Anschauungsmaterial seiner eigenen Wege kriechen wollte: „Mist, da ist schon wieder eine Made abgehauen.“ Dank Karl-Heinz Tenters beherzten Einsatzes landete das Tier wohlbehalten wieder in seinem Glas, und weiter ging’s im erheiternden Mixed aus operativer Fallanalyse und schwarzem Wissenschaftlerhumor. So erfuhr das Publikum etwa, wie die Domina eines SM-Studios zur forensischen Knotenspezialistin wurde, dass Polizisten weder alles können noch „so Doofbacken“ sind, wieso Rechtsmediziner den bekennenden Vegetarier Benecke und seine Insekten „ekelig“ finden, und vor allem, dass man niemandem trauen dürfe, „nicht einmal sich selbst“. Auch praktische Tipps für den kriminalistischen Alltag gab es: „Versuchen Sie nie, eine Leiche in Salzsäure aufzulösen. Da geht nur die Badewanne kaputt, das ist eine Riesenschweinerei“.

Welt der Insekten

Nach einer Pause, in der Benecke bereitwillig Bücher mit handgezeichneten Maden signierte, folgte nach entsprechender Stichwahl ein zweiter Vortrag, diesmal zum Thema „Insekten auf Leichen“. Wer sich bis dahin noch nicht gegruselt hatte, der kam jetzt beim Anblick madenübersäter Leichen voll auf seine Kosten. Aber was will man erwarten – leben wir doch „in der Welt der Insekten, nicht in der Welt der Menschen. Menschen spielen überhaupt keine Rolle. Echt!“ Ein Trost blieb zuletzt: „Mit dem Tod“, so versicherte Mark Benecke glaubwürdig, „ist nicht alles vorbei. Da kommt noch jemand: der Rechtsmediziner, der Kriminalbiologe – oder die Maden.“

20.3.06

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