Emanuel Felke: Ausstellung im Grafschafter Museum

Auch der Felke-Brunnen vor dem Hotel "Zur Linde" in Repelen, möglich gemacht von der Kulturstiftung der früheren Sparkasse Moers, erinnert an das Wirken des berühmten "Lehmpastors".

MOERS. „Wohltätig ist des Lehmes Macht / Wie Pastor Felke sie erdacht / Und was er heilet, was er schafft / Das dankt er nur des Lehmes Kraft“ So dichtete ein Zeitgenosse zu Ehren des „Lehmpastors“.

Emanuel Felke, Pionier der ganzheitlichen Behandlungsweise, sorgte zwischen 1896 und 1914 in Repelen und von 1914 bis zu seinem Tod 1926 in Sobernheim an der Nahe für einen boomenden Kurbetrieb. Licht, Luft, Wasser, Erde – seinen Patienten predigte Felke eine gesunde Lebensweise, fleischarme Kost, Bewegung an der frischen Luft, Schlafen auf Lehmboden oder Strohsäcken, Sitz-, Lichtluft- und Reibebäder. Der Einsatz von Lehm als Heilmittel brachte Felke seinen Spitznamen ein.

Selbst lebte Pastor Felke allerdings nicht nach seinen Anweisungen: Während auf dem Speisezettel der Kurgäste Grünkernsuppe mit gerösteten Semmelbrocken stand, aß Felke gerne deftig. Dem Alkohol war er nicht abgeneigt, viele Fotografien zeigen ihn mit Zigarre.

Ungeahnter Aufschwung

Das damals kleine Örtchen Repelen erlebte mit dem heilkundigen Pastor Felke einen ungeahnten Aufschwung. 50.000 Goldmark trugen 81 Repelner Bürger zusammen, um aus Acker- und Weideland einen Kurpark zu schaffen. 1898 wurde der „Jungbornpark“ eingeweiht. Bald reichten die weit über 100 Kurbetten nicht mehr aus, geschäftstüchtige Repelner boten private Pensionszimmer an, bauten neue Häuser. 1914 wurde das „Jungbornhotel“ eingeweiht. Zimmermädchen, Taxifahrer, Begleiter bei Wander- und Fahrradtouren, Gartenarbeiter, Parkdiener (Bademeister), Köche und Küchenhilfen, sogar ein Jungborninspektor – alle fanden Arbeit. Geschäftige Händler boten Nasen-Duschen, Pastor Felkes Honig-Lebertran-Emulsion, Felkes Nährkaffee, poröse Jungborn-Wäsche und Reformkorsetts an. In der Hauptkurzeit von Mai bis Oktober zählte Repelen 400 ständige Kurgäste.

Kirchen- und Staatsbehörden beobachteten Felkes Tun in Repelen argwöhnisch. Während die Kirche die Vernachlässigung seiner seelsorgerischen Aufgaben bemängelte, ließ die weltliche Obrigkeit 1899 die Jungbornanlage wegen „Gefährdung der Sittlichkeit“ und „groben Unfungs“ zeitweise schließen. Seine schärfsten Gegner hatte Felke in den Vertretern der Schulmedizin. In seiner Repelener Zeit musste sich Felke 14 Mal wegen „Kurpfuscherei“ vor Gericht verantworten.

Auch das Likörschränkchen

Am 7. Februar jährt sich der Geburtstag Emanuel Felkes zum 150. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Grafschafter Museum in Zusammenarbeit mit dem Felke-Verein Repelen die Ausstellung über Leben und Wirken des Vorreiters alternativer Heilmethoden. Neben Originalobjekten aus dem Kurbetrieb wie Felke-Sitz-Reibewannen und Felkes Untersuchungsgeräten sind auch Aschenbecher und Bierkrug des Gesundheitsapostels und das Likörschränkchen der Familie zu sehen.

Die Ausstellung wird von der Sparkasse am Niederrhein unterstützt und am Sonntag, 29. Januar 2006, um 11.30 Uhr im Grafschafter Museum eröffnet. Sie kann bis zum 5. Juni besucht werden.

3.1.06

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