Interview mit Sparkassendirektor Karl-Heinz Tenter

NIEDERRHEIN. Der Lokalchef der Rheinischen Post in Moers, Dirk Möwius, führte jetzt ein Interview, das in den RP-Ausgaben Moers und Rheinberg/Xanten veröffentlicht wurde. Wir geben es wörtlich im Sparkassen-Kurier wieder:

Im Streit um die „Marke Sparkasse“ (ausführlicher Bericht im gestrigen Wirtschaftsteil) droht Deutschland den Kürzeren zu ziehen. Brüssel pocht auf Wettbewerbsfreiheit für die Namensnutzer. RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse am Niederrhein, Karl-Heinz Tenter, über die Hintergründe der Auseinandersetzung.

RP: Herr Tenter, am vergangenen Sonntag ließen Sie beim Comedy Arts Festival auf dem Kastellpaltz Vertretern von über 300 Moerser Vereinen und Verbänden Spenden in Höhe von über 300.000 Euro offiziell zukommen. Viele Vereine und Einrichtungen in den Bereichen Sport, Kultur und Soziales können ohne diese Unterstützung kaum arbeiten. Ist das noch möglich, wenn der gesetzliche Schutz der Bezeichnung Sparkasse fortfallen sollte?

Tenter: Nein, es wird erhebliche Einschränkungen geben. Da nicht damit zu rechnen ist, daß private Investoren bei der Übernahme einer Sparkasse deren bislang typischen Aufgaben und Auflagen ebenfalls übernehmen, wären der Bürger und das Gemeinwesen die Leidtragenden. Private Investoren wollen Rendite. Gemeinnützige Spenden sind von streng gewinnorientierten Geschäftsbanken nicht zu erwarten.

RP: Stichwort Gewinnorientierung. Im Sparkassengesetz des Landes NRW gibt es einen Passus, nach dem die Erzielung von Gewinn nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebes ist...

Tenter: ...was nicht mißverstanden werden sollte. Auch wir benötigen Gewinn, um weiter unsere Aufgaben erfüllen zu können. Der Unterschied liegt nur darin, dass wir einen Teil unseres Gewinns der Allgemeinheit, also den Bürgern, zur Verfügung stellen, wo andere ihre Aktionäre bedienen müssen. Völlig unabhängig von dieser besonderen Art der Nutzenstiftung für die Bürger fürchten wir keineswegs den harten Wettbewerb im Finanzgewerbe. Ganz im Gegenteil. Wir sind sicher, dass am Ende der gewinnen wird, der das kompletteste und beste Angebot in allen Teilbereichen der finanzwirtschaftlichen Palette für die Bürger und die Betriebe der Region anzubieten hat.

RP: Sie setzen also weiterhin auf Ihr dichtes Geschäftsstellennetz und den Service?

Tenter: In dieser Beziehung will und kann uns offensichtlich keine Konkurrenz mehr folgen und kopieren, weil keiner mehr in der Lage ist, die Geschäftsstellen-Infrastruktur und eine hochqualifizierte Mitarbeiterschaft mit starken lokalen und regionalen Interessenverbindungen zum Wohle der Bürger vorzuhalten. Der Einzige, der uns in die Knie zwingen könnte - sicher nicht zum Nutzen und Wohle der Bürger - wäre der Gesetzgeber.

10.8.06