„Mechanik trifft Medizin“ / 2. Abend der 18. Uniwochen

An drei Beispielen verdeutlichte Professor Dr. Andrés Kecskeméthy den rund 250 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein, welchen hohen Nutzen Computersimulationen bergen.

MOERS. Die Überraschung der 18. Universitätswochen in Moers ist wohl diese: Ingenieure helfen Ärzten immer stärker dabei, sanftere Therapieformen für Patienten zu entwickeln. „Wir stehen hier erst am Anfang einer Entwicklung, die in den nächsten zehn Jahren bemerkenswerte medizinische, aber auch wirtschaftliche Erfolge bringen wird.“ Der Ingenieur Professor Dr. Andrés Kecskeméthy von der Universität Duisburg-Essen berichtete unter dem Titel „Mechanik trifft Medizin“ davon, wie die Ergebnisse seiner Arbeit medizinische Diagnosen und Therapien unterstützen können.

Auf Vollnarkosen verzichten

An drei Beispielen verdeutlichte Professor Kecskeméthy den rund 250 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein, welchen hohen Nutzen Computersimulationen bergen. „Bei der Behandlung von Unterarmfrakturen und Verletzungen der Halswirbel sowie der Behebung von spastischen Bewegungsstörungen bei Kindern wissen Ärzte oft nicht, wie sich die jeweils angewandte Therapie oder ein chirurgischer Eingriff auswirken wird.“ Hier setzen der Professor für Mechanik und sein Team am kürzlich in Neukirchen-Vluyn eröffneten „Institut für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien“ (ITBB) an.

Mit Hilfe von lichtempfindlichen Kameras und speziellen mathematischen Programmen übertrugen die Wissenschaftler menschliche Bewegungen in Kurven und Graphiken, die den Ärzten wichtige Informationen liefern. So kann inzwischen bei der Diagnose spastischer Bewegungsstörungen bei Kindern häufiger auf Vollnarkosen verzichtet werden, „die den Organismus nur zusätzlich schwächen“, so Professor Kecskeméthy. Und auch bei der Behandlung von verletzten Halswirbeln nach Autounfällen könne sich die Medizin bereits heute auf Erkenntnisse stützen, die Ingenieure erarbeitet hätten.

Wirtschaftliche Potentiale

Allein in Nordrhein-Westfalen arbeiten und produzieren heute schon 550 Firmen im Umfeld von medizintechnischen Instituten. „Die Medizintechnik ist ein Wachstumsmarkt, in dem in den nächsten Jahren weitere Arbeitsplätze entstehen und wirtschaftliche Potentiale gehoben werden können“, sagte Karl-Heinz Tenter, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse am Niederrhein, eingangs. Auch deshalb sei er froh, „daß unsere Sparkasse dem Institut eine Starthilfe geben konnte“.

Das Kreditinstitut hatte zu Beginn des Jahres dabei geholfen, geeignete Räume für das neue Institut zu finden. Professor Kecskeméthy beschreibt das ITBB so: „Die Uni ist quasi der Bauer, der die Kartoffeln anbaut, das Institut ist der Händler, der sie verkauft.“ Die Erlöse dienten wiederum dazu, neue Forschungsaufträge zu finanzieren.

Eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 20. Oktober, beschloß die 18. Universitätswochen, die die Universität Duisburg-Essen und die Sparkasse diesmal unter den Titel „Biomechanik und Bioethik – mit Chips und Bytes zur besseren medizinischen Versorgung“ stellten. Gäste waren unter anderem Dr. Margot von Renesse, die ehemalige Vorsitzende der Enquetekommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin“ und der Journalist Dr. Eckart Klaus Roloff aus der Wissenschafts-Redaktion des Rheinischen Merkur aus Bonn. Es moderierte Bernd Müller vom WDR (siehe Bericht hier im Sparkassen-Kurier).

20.10.2005

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.