Zehn Jahre Integrative Kindertageseinrichtung / Preisgeld

MOERS. Endlich war es soweit. Mit einem kleinen Festakt wurde am 1. Oktober 2004 in Beisein von Gästen aus Wohlfahrtspflege und öffentlichem Leben in Meerbeck die erste Moerser Märchendrachenwelt eröffnet. Bis zum 9. Oktober feierte die Integrative Kindertagseinrichtung des SCI Moers auf der Kirschenallee ihr zehnjähriges Bestehen. Neben einem turbulenten und spannenden Familienfest am Samstag, 2. Oktober, und weiteren Veranstaltungen für Groß und Klein stand vor allem aufregender Besuch ins Haus: Ein leibhaftiger Drache sollte kommen. Und er würde seine eigene Welt samt Möbeln und Kissen gleich mitbringen...

SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen unterstrich, Integration sei das Thema des Stadtteils Meerbeck. Behinderte Mädchen und Jungen sowie Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen besuchen die Einrichtung, die am 1. Oktober 1994 mit 90 Kindern startete. „Es zählt nur der Menschn, vor allem, was sein Herz ausstrahlt!“ So hatte die Leiterin der Tageseinrichtung, Christine Joliet, bei der Begrüßung der Gäste formuliert. Bürgermeister Rafael Hofmann lobte die erfolgreichen Integrations-Initiativen in Meerbeck. Man könne insofern von einem „Vorzeige-Stadtteil“ sprechen.

400 Meter Stoff

Übrigens: Ein Drache kam tatsächlich, wenn auch nicht lebendig. Er und seine Welt sind nicht aus Fleisch, Blut und Feuer, sondern aus fast vierhundert Metern Stoff, dreihundert Metern kupferummantelten Schweißstangen, achtzig Quadratmetern Birkenholzplatten, jeder Menge Garn und mindestens dreißig Metern Kordel beschaffen.

Kreiert wurde das liebenswürdige Ungetüm mit Festlandschaft von vier Studentinnen des Objektdesigns an der Krefelder Hochschule Niederrhein. Ihre pfiffige Idee vom Drachen, der das Jubiläumsfest der Kindertagesstätte besucht und seine märchenhafte Welt gleich mitbringt, konnte sich Anfang Juli in einem Wettbewerb durchsetzen, den der SCI Moers im Rahmen einer Kooperation mit dem Fachbereich Design der Hochschule durchgeführt hatte. Das Preisgeld von 3.200 Euro, das die vier Studentinnen beim Festakt als Auszeichnung für ihre Idee und als Honorar für die aufwendige Realisierung derselben erhielten, wurde von der Sparkassenkulturstiftung Moers ausgelobt. Die Geschäftsführerin der Stiftung, Carmen Müller, überreichte das Preisgeld in Form eines symbolischen Schecks. Carmen Müller skizzierte die Aufgabenstellung der Kulturstiftung und erklärte, die Sparkasse am Niederrhein sehe sich auch nach der Fusion der Sparkassen Moers, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg unverändert im Dienste des Gemeinwohls. Die Geschäftsführerin kündigte an, die Stiftung werde auch im nächsten Jahr ein vergleichbares Projekt der Tageseinrichtung in Meerbeck fördern.

Die Preisträgerinnen

Preisträgerin Ortrun Bonn studiert im neunten Semester Objektdesign. Die Aufgabenstellung, für Kinder eine bespielbare Festlandschaft nicht nur zu entwickeln sondern „dann auch wirklich umzusetzen“, kam ihrem Berufswunsch Freizeitpark-Gestalterin direkt entgegen. Die Fun-Expertin sieht in Kindern nicht nur liebenswerte Geschöpfe, sondern auch ihre künftige Hauptzielgruppe.

Annelie Höhenrieder-Gruicic studiert ebenfalls im neunten Semester Objektdesign. Ihr Ziel ist die freiberufliche Vielseitigkeit, weil „gerade die Ausbildung zur Objektdesignerin einem viel Spielraum bei der Auswahl seiner Aufgaben bietet“. An der Arbeit mit Kindern ist sie besonders interessiert, da sie aus einer „teilweise weit verstreuten aber eng zusammengehörigen Großfamilie“ kommt.

Nadine Jessler ist seit neun Semestern auf dem Weg zur Objektdesignerin. Ihr Berufsziel ist die Arbeit als Illustratorin im Bereich der Kinderbücher und der Kommunikation für Kinder. Für sie sind Kinder grundsätzlich ein sehr wichtiges Thema, viele ihrer Arbeitsansätze setzen sich mit Themen rund um Kindheit und Kindsein auseinander.

Wienke Treblin schließlich befindet sich im siebten Semester ihrer Ausbildung zur Objektdesignerin. Da sie sich im sozialen Bereich schon seit ihrer Jugend stark engagiert und auch mit dem Waldorf-Gedanken verbunden ist, hat sie vor allem die im Projekt mögliche Arbeit für die Integrative Einrichtung gereizt. Für ihre berufliche Zukunft bereitet sie sich auf Aufgaben als Illustratorin, Social Designerin, Autorin und im Bereich der neuen Medien vor.

"Echte" Bedingungen

Allen Studentinnen war es besonders wichtig, einmal ein Projekt unter „echten“ Bedingungen von der ersten Idee über die Planung bis hin zur Realisierung durchziehen zu können. Solche Chancen seinen rar gesät, im Normalfall bleibe es im universitären Alltag bei Idee und Entwurf, zumal viele Studierende heute laut Aussage der Teilnehmerinnen nicht mehr das gemütliche Studentenleben vergangener Tage führen und sehr knappe Zeitpläne haben. Fast alle arbeiten zur Finanzierung ihrer Ausbildung und sind durch Uni und Job in Zehn- bis Elfstundentage mit zusätzlichen Arbeitszeiten am Wochenende eingespannt .

Die Realisierung der Märchendrachenwelt war ebenfalls ein „Knochenjob“ für die vier Studentinnen. Anderthalb Monate „schufteten“ sie in den Werkstätten der Hochschule Niederrhein an der Umsetzung der aufwendigen Festlandschaft mit Drache.

1.10.04

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