250 Zuschauer beim Kabarettabend in der Sparkasse

MOERS. Wer hätte je darüber nachgedacht, wie ein Osten entsteht? Der Kabarettist k.w. Timm, als Schwarzes Schaf vom Niederrhein jüngster Preisträger des gleichnamigen Kabarettpreises, hat es getan. In der Kundenhalle der Sparkasse am Ostring teilte er auf Einladung der „Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens“ seine Erkenntnisse jetzt mit rund 250 Zuhörern.

Jede Karte ein Schwarzer Peter

„Weltpolitik funktioniert im Grunde wie eine Laubenpieper-Kolonie.“ k.w. Timm ist der Peter Lustig der politischen Kabarettszene. Für komplexe weltpolitische Zusammenhänge findet er einfache Bilder und erinnert so, abgesehen von der äußeren Ähnlichkeit mit dem Fernsehonkel, an die Kindersendung „Löwenzahn“. Mit einem entscheidenden Unterschied: Jede Karte, die Timm wie nebenbei ausspielt, ist ein Schwarzer Peter politischer und gesellschaftlicher Mißstände. Timm: „In jedem Kleingarten gibt’s mindestens eine Parzelle, in der nichts funktioniert, da ist dann Osten.“

Thematisch läßt Timm kaum etwas aus: Rauchen, Praxisgebühr, Arbeitslosigkeit, Kanzlerschelte, Naher und ganz Naher Osten, Teuro-Debatte, korrupte Politiker. Mit lockerer Berliner Schnauze und einem chirurgischen Gespür für sprachlich feine Schnitte in eingefleischte Ansichten entwickelt er seine bissigen Gedanken.

"Irgendwo legt immer irgendwo einer ein Ei"

„Die SPD muß man sich ungefähr so vorstellen, wie einen Hühnerhof. Irgendwo legt immer irgendwo einer ein Ei.“ Für die Grünen hat er nichts als Spott übrig: „Einmal waren sie jetzt ganz knapp vor einem Nein.“ Und sein Urteil zu den christlichen Parteien und ihrer Oppositionschefin fällt ganz böse aus: „Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie abends ins Bett gehen und ihr Aschenbecher verfolgt Sie?“ Bei der Vorstellung des Präsidentschaftskandidaten habe die CDU sich jüngst jedoch übertroffen: „Köhler, das ist die Steigerung von Kohl.“

An Gitarre und Klavier beschwor Timm die Kraft im Staat, an die er trotz seiner bitteren Einsichten ungebrochen glaubt: die Liebe. So präsentierte sich das Schwarze Schaf vom Niederrhein zwischendurch als melancholischer Liedermacher und Minnesänger mit viel Herz. Minuten, in denen die Zwerchfelle der Zuhörer zur Ruhe kommen konnten.

Sparkassendirektor Winfried Schoengraf hatte das Publikum eingangs zum Kauf eines „Qualitätsproduktes“ beglückwünscht. Nach zwei Stunden zweifelte niemand daran, daß die Investition von fünf Euro in die Eintrittskarte mehr als gelohnt hatte. Alle legten freiwillig noch einen dicken Applaus oben drauf.

14. März 2004

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