Besuch in den Meisterklassen des Moerser Musiksommers

MOERS. „Atmen, wo es geht.“ Peter Lukas Graf sagt das ganz leise. Gut 20 junge Frauen und Männer spitzen die Ohren und machen sich Notizen in ihren Notenblättern und Kladden. Sie sitzen im Meisterkurs des international bekannten Querflötisten, der für den 7. Moerser Musiksommer im klimatisierten ICE aus Basel angereist ist. In der hellen Dachstube der Musikschule herrschen an diesem Vormittag bereits Temperaturen um die 30 Grad. Nicht anders ist es in den benachbarten Klassenräumen, in denen die Koloratursopranistin Krisztina Laki sowie die Professoren Jürgen Glauß und Till Engel mit ihren Studenten proben.

Hinunter in den Hof und in den kühlenden Schatten der großen Bäume rund um den Martinstift geht niemand. Begierig verfolgen die Studentinnen und Studenten der Musik jede Anmerkung, jeden kleinen Wink der Dozenten. Sie sind aus ganz Deutschland, Italien, Bulgarien, der Schweiz, Ungarn, Slowenien, Taiwan und Japan angereist, um hier bei großen Stars und Lehrern etwas für ihre eigene Kunst und Karriere zu lernen. „Für mich ist dies der beste Meisterkurs, den ich bisher erlebt habe“, sagt Jens Lauterbach, der an der Kölner Musikhochschule im 12. Semester Gesang studiert und kurz vor der Abschlußprüfung steht.

Rare Gelegenheit

Lauterbach legt die Hände an sein Gesicht und beschreibt, was er bei Krisztina Laki gelernt hat: „Wenn der Ton im Kopf größer werden soll, dann erreiche ich das nicht mit den Lippen, sondern nur über die Wangenknochen.“ Für Geraldine Follert, die im siebten Semester an der Hamburger Musikhochschule studiert, gab es gleich zwei gute Gründe nach Moers zu kommen: „Krisztina Laki singt genau mein Fach. Und als ich gesehen habe, daß auch Peter-Lukas Graf hier ist, mußte ich einfach kommen.“ Im Gesangsstudium seien die Gelegenheiten rar, unter so hochkarätiger Anleitung gemeinsam mit einer Querflöte ein Stück zu erarbeiten. Die Freude über diese Möglichkeit beim 7. Moerser Musiksommer strahlte bei der Arbeit an einer der neun Deutschen Arien Händels aus Geraldines Gesicht.

„Ich denke, daß sich Schubert hier einfach vertan hat.“ Zum Erstaunen der japanischen Klavierstudentin streicht Till Engel das geforderte „diminuendo“ einfach durch. Schubert habe an dieser Stelle des Klavierstückes mit Sicherheit „ritardando“ schreiben wollen, sagt Engel. Kurzerhand setzt er sich an das Klavier neben dem Studienflügel und spielt vor, was er meint. Die japanische Studentin nickt freundlich, lächelt und tut es ihm nach. Engel: „Ja, so! Diese Coda hat ganz viel Leidenschaft und Temperament, aber spielen Sie es bitte nicht zu schnell. Da steht fortissimo, ma non troppo, aber nicht piano.“

Stimmung nach innen ziehen

In der Liedklasse von Jürgen Glauß geht es zur gleichen Zeit weit lyrischer zu. „Probieren Sie mal, diese Stimmung tatsächlich über die Lippen ganz nach innen ins Herz zu ziehen.“ Gerade so bekannte Stücken wie Schumanns „Der Ring an meinem Finger“ ermöglichten manchmal ganz überraschende Erkenntnisse. Wenn das passieren soll, müsse man aber jeden Ton, jeden Vokal und Konsonanten genau nachspüren.

Unten im Hof unter den kühlen Bäumen fließen die Klänge aus den vier Meisterklassen und Probenräumen derweil ganz leise mit dem Rauschen der Blätter zusammen. Eine Momentaufnahme beim einwöchigen Moerser Musiksommer, den die Kulturstiftung Sparkasse Moers bereits zum siebten Mal ermöglichte. Seine künstlerische Leiterin, Christiane Schumann, wird den Kontakt zu den Nachwuchstalenten auch nach dem gelungenen Abschlußkonzert (Bericht hier im S-Kurier) auch diesmal nicht abreißen lassen. Christiane Schumann: „Zu kleinen und großen Konzerten haben wir immer Solisten aus vergangenen Musiksommern hier gehabt.“Auf dieser Fotoseite finden Sie einige Fotos vom Besuch in den einzelnen Klassen. Zum Vergrößern der Fotos klicken Sie bitte einfach darauf.

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