Das war der Freitag beim Comedy Arts Festival (Unten: der Link zur Fotoseite)

MOERS. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man seine Späße treibt. „Wenn ich das, was ich hier auf der Bühne mache, beispielsweise in der U-Bahn erzählen würde, würden mich alle für total bescheuert halten.“ Vince Ebert, der Eisbrecher des 27. Comedy Arts Festivals kennt das Geschäft. Der 35jährige hat gerade den Bayrischen Kabarettpreis gewonnen und weiß, daß Humor eine ernste Sache ist. Seinen vergleichsweise schweren Job, als erster von 18 Programmpunkten das Festival-Publikum in positive Schwingung zu bringen, meisterte er entsprechend problemlos. Und auch als Moderator des Abends zeigte Vince Ebert, daß man ihn für Stand-Up-Comedy nachts wecken kann.

Seine Qualitäten auf dem Gebiet der Improvisation hatte er zuvor schon beim offiziellen Empfang des Bürgermeisters bewiesen. Kaum war er mit dem Auto in Moers angekommen, zerrte ihn Werner Schrick, der künstlerische Leiter des Comedy Arts, gleich in den Saal mit den Offiziellen, wo Vince für die ersten Lacher sorgte. Hier wie abends auf der Bühne berichtete er unter anderem von seiner Begeisterung für Tiere. Truthähne allerdings, das habe bereits Heinz Sielmann in den 70er Jahren festgestellt, seien mit Abstand die dümmsten Vertreter aus dem Tierreich. „Die schauen bei Regen mit geöffnetem Schnabel nach oben und ertrinken dabei!“

Entführung in ein lockeres Wochenende glückte

Die rund 1700 Besucher in der Sparkassen-Arena ließen sich allmählich, aber bereitwillig von der Hitze und den Anstrengungen der Woche in ein lockeres Wochenende voller Heiterkeit entführen. Kleine Umbaupausen überbrückte Vince mit verrückten Geschichtchen. Und von diesem ersten Stimmungshoch fiel sogar noch ausreichend Sonnenschein auf den etwas zähen Beginn der nachfolgenden „grotesken Rock- und Pop-Show“.

Das zweiköpfige Orchesters Bürger Kreitmeier aus München und insbesondere der Gitarrist ließen sich sehr, sehr viel Zeit. Doch nach „like a virgin“, einer verulkten Cover-Nummer von Madonna, einer deutsch-polnischen Pseudopolka für Leute, die viel Alkohol trinken; und einem rockröhrigen „Sex Bomb“ hatte auch „Bürger Kreitmeier“ ordentlich Punkte gesammelt. Ohne Zugabe ließ das Publikum die Münchner nicht gehen.

Stimmung war reif für einen Klopper

Die Stimmung auf dem Festivalgelände war reif für einen echten Klopper. Der kam mit Christian von Richthofen und Stefan Gwildis: Wer jemals einen Opel Kadett besessen hat, dem dürfte das, was das Duo auf dem Comedy Arts Festival veranstaltete, richtig weh getan haben. In der Show „Auto Auto“ machten die zwei unter dem Motto „Jede Met hat ein’ Kadett“ Musik. Und die konnte nicht entstehen, ohne, daß der Wagen vergehen musste.

Das geschah allerdings mit Stil: Sie zitierten etwa Gustav Schwabs „Der Reiter und der Bodensee“. Bei der Zeile „Da bricht der Abend, der frühe, herein“, geschah das gleiche mit den Autoscheiben. Und als kleine Schwäne in Tschaikowskis „Schwanensee“ schwangen von Richthofen und Gwildis grazil den Hammer in die Autotür.

Ebenso wie von Richthofen und Gwildis kamen auch ihre Nachfolger aus Hamburg. Im Tourbus von dort zum Festival war Scheibe und seiner „Lonely Heart Combo“ aufgefallen, daß viele Lieder über Moers geschrieben wurden. Zum Beispiel „Moers don’t come easy.“ Überhaupt suchte Scheibe in seiner Show den Kontakt zur Grafenstadt oder besser gesagt zu ihrer Damenwelt. Diverse potenzielle Partnerinnen aus dem Publikum sprach Scheibe an. Da standen natürlich die jeweiligen Freunde im Weg, zum Beispiel Landschaftsbauer Jörg. Über ihn sang Scheibe spontan ein Lied: „Es gab ’nen Landschaftsbauer, und er kam hier aus Moers. Er war ein ganz ganz schlauer“, schmeichelte er zunächst, um dann zur Freude des Publikums gemein zu werden. Letztlich ging es bei der Scheibe-Show immer nur um „das eine“. Auch wenn das Motto „Zu viel Sex ist gar nicht gesund“ war, ließ er mit vollem Körpereinsatz erkennen, daß er nichts gegen eine ungesunde Lebensweise hat.

Von der Mülltonne gefressen

„Recycling ist in diesem Jahr ein Festivalschwerpunkt“, hatte Werner Schrick im Vorfeld verkündet. Keiner setzte sein komödiantisches Gewicht so auf diesen Schwerpunkt wie der letzte Künstler am Freitag. Der Titel „Recyclomic“ des Programms von Jordi Bardavio deutete es schon an: Im Komikzentrum des Spaniers stand im Laternenschein ein Müllcontainer, der im Laufe des Show ein Eigenleben entwickelte.

Jordi Bardavio schlüpfte in unterschiedlichste Charaktere, die das Schicksal zu dem Container führte. So wollte ein Bauarbeiter etwa dort seinen Sondermüll entsorgen. Der Container ließ das nicht mit sich machen und fraß den Umweltsünder mit Haut und Helm auf. Die Mini-Mülldeponie sorgte aber auch dafür, daß man ihr Innenleben schätzen lernte: Jordi als kleines Mädchen fand dort die Bauteile für eine Recycling-Puppe, einen Rollstuhlfahrer trieben die Funde in der Tonne vor Begeisterung auf die Beine. Das gleich galt für das Publikum zum Auftakt des Comedy Arts. Viele verabschiedeten die Künstler mit stehenden Ovationen und genossen anschließend auf dem Festivalgelände oder beim Spaziergang nach Hause die schöne Sommernacht.Auf dieser Fotoseite finden Sie Aufnahmen vom Freitagabend beim 27. Comedy Arts Festival in der Sparkassen-Arena. Zum Vergrößern der einzelnen Fotos bitte einfach draufklicken.

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