Gelungener italienischen Konzertabend im Martinstift

MOERS. Belcanto, „Schöngesang“, nennt sich die in der italienischen Oper vorherrschende Technik ausgeglichenen, lyrischen Gesangs. Ausgeglichen und lyrisch ging es jetzt im Martinstift zu beim italienischen Konzertabend der Kulturstiftung Sparkasse Moers. „Schöne Stimmen in italienischen Weisen“ – der Konzerttitel war zugleich Programm. Die schönen Stimmen waren den Moerser Musikfreunden schon bekannt durch den Moerser MusikSommer, dem von der Kulturstiftung Sparkasse Moers veranstalteten sommerlichen Meisterkurs für junge Gesangstalente.

Schon so mancher, der hier bei berühmten Lehrern wertvolle Anregungen erfahren und sein Studium vervollkommnen durfte, hat das Martinstift als Ausgangspunkt einer beachtlichen Musiktheater-Laufbahn erfahren. Die Sopranistin Allison Oakes zum Beispiel, deren glanzvolle Stimme im Moerser MusikSommer 2001 auffiel, debütierte inzwischen erfolgreich in Weimar, und der Bariton Andreas Joeren, einer der Preisträger des MusikSommers 1995, wird zur Zeit als Rossinis „Figaro“ in Quedlingburg gefeiert.

Gute Laune verbreitete sich im Saal

„Diese Kontinuität und dieses Sich-gegenseitig-Befruchten sind mir sehr wichtig“, erklärt die Moerser Musikreferentin und Künstlerische Leiterin des MusikSommers Christiane Schumann. Ihr war es dank der freundschaftlichen Beziehungen zu den Sängerinnen und Sängern gelungen, Andreas Joeren kurzfristig für den erkrankten Christopher Jung zu gewinnen. Zusammen mit dem Tenor Markus Schneider-Francke, seit 1997 Ensemblemitglied der Jungen Kammeroper Köln, war damit ein rundum stimmiges Trio vereint, dessen gute Laune sich schnell auf das Publikum im ausverkauften Saal übertrug.

Zur allgemeinen Ausgeglichenheit trug nicht zuletzt die humorvolle Moderation von Jürgen Glauß bei, der nicht nur als absolut professioneller Klavierbegleiter ausgesprochen einfühlsam auf die Belange der jungen Solisten einging, sondern auch großes Erzählertalent bewies und die Zuhörer mit Anekdoten aus der Welt der italienischen Oper amüsierte. Von altitalienischen Arien bis zu populärsten Rossini-, Verdi und Puccini-Hits war alles geboten, was das Herz eines Opernfreundes begehrt, und das auf höchstem künstlerischen Niveau.

Biegsamer Sopran, klarer Tenor

Mit glänzender Sicherheit trug etwa Allison Oakes in Donizettis Arie der Linda oder in Cileas Arie der Adriana ihren biegsamen Sopran vor: ohne zu forcieren, ohne zu drücken und doch so voller Kraft, dass das Stimmvolumen den kleinen Kammermusiksaal mit gewaltiger Dramatik füllte. Markus Schneider-Francke setzte einen konzentrierten, klaren und präzisen Gegenpart, mit feinsinniger Phrasierung und silberzarten dynamischen Nuancen. Dann der heimliche Star des Abends: Andreas Joeren, anfangs sichtlich angespannt und zurückhaltend erlangte er in genauer und intonationssicherer Deklamation nach und nach die Selbstsicherheit zum expressiven Ausbruch.

Köstlichen Höhepunkt: Joeren als witziger, schlitzohriger, mit allen Wassern gewaschener Barbiere di Seviglia – das war Belcanto vom Feinsten. Standing ovations, jubelnder Beifall, bravo, bravissimo für einen rundum gelungenen Konzertabend! Ex-Sparkassenchef Günter Berns zog das prägnanteste Resümee: „So etwas habe ich in Moers noch nie gehört, das hat mich vom Stuhl gerissen.“ Eine Zugabe wurde, obwohl stürmisch gefordert, der Hitze wegen nicht gewährt, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Bei der gemeinsamen Nachfeier unter freien Himmel bot sich bei italienischen Leckereien manche Gelegenheit zum anregenden Gespräch zwischen Interpreten und Zuhörern. Dolce vita in Moers.

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