Stehende Ovationen für die „Schöpfung 2003“

MOERS. Außen himmelblau, innen dunstig und feucht. So empfing das große Festivalzelt im Freizeitpark die fast 2000 Besucher und Mitwirkenden der „Schöpfung 2003“. Bereits im Vorprogramm der „Sinfonie aus Licht und Klang“ setzte die Moerser Musikalische Gesellschaft (MMG) mit einer Uraufführung und einem breiten musikalischen Repertoire erste Highlights. Doch als Dirigent Klaus-Peter Pfeifer nach gut zwei Stunden und der letzten Note aus Joseph Haydns „Schöpfung“ den Taktstock senkte, brach im Zelt ein minutenlanger, frenetischer Applaus los. „Ein überwältigendes Erlebnis“, resümierte der Vorsitzende der MMG, Dr. Hans-Albrecht Meyer-Stoll.

Die Schwüle und Dumpfigkeit sowie ein heftiges Gewitter konnten dem musikalischen Gesamtkonzept keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: Sie vermittelten anschaulich eine Atmosphäre, wie es am Beginn der Welt gewesen sein könnte. Doch bevor die drei Erzengel von den sieben Schöpfungstagen erzählten und die Chöre sowie das Orchester Haydns Naturbilder intonierten, präsentierten Mitglieder der MMG ihr Können. Durch den Abend und die einzelnen Programmpunkte führte mit Witz und Verstand Schloßtheater-Schauspieler Jan Kämmerer.

Bürgermeister dankt der MMG und der Sparkasse

Die musikalische Begrüßung der ersten Gäste übernahmen am späten Nachmittag der Marine Tambour-Corps Holderberg und das Rheinpreußen Orchester. Bürgermeister Rafael Hofmann dankte in seinem Grußwort vor allem der Moerser Musikalischen Gesellschaft und der Kulturstiftung Sparkasse Moers sowie der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, die „dieses außergewöhnliche Ereignis in unserer Stadt möglich gemacht haben“.

In einer Uraufführung präsentierte Stefan Büscherfeld mit dem Posaunenchor des CVJM Kreisverbandes Moers seine „Ouverture“. Unter der Leitung von Christian Zatryp galoppierte der Madrigalchor „Cäcilia“ Kapellen in der furiosen „Rossiniana“ von Arnold Kempkens im witzigen Schnelldurchgang durch die Tonwelt der italienischen Oper. Der Moerser Kammerchor trug nebst Johann Sebastian Bach auch die Komposition „Ihr sollt ein Segen sein“ von Klaus-Peter Pfeifer vor, die er für den Ökumenischen Kirchentag in Berlin geschrieben hatte. Und für den Schluß des Vorprogramms hatten der VolksChor Moers und der Liederkranz Repelen „Gospels und Spirituals“ sowie verschiedene Trink- und Wanderlieder vorbereitet.

Wundervoll unprätentiös, homogen, ohne Schwerfälligkeit . . .

Dann war es soweit: Das Zelt verdunkelte sich. Ulrich Greb, der neue Intendant des Moerser Schloßtheaters legte letzte Hand an seine eigens für die „Schöpfung“ arrangierte Lichtinstallation. Schon nach wenigen Takten der Einleitung zu Joseph Haydns „Schöpfung“, die Klaus-Peter Pfeifer mit überzeugender Bestimmtheit und präziser Artikulation zu nehmen wußte, herrschte staunende Stille im Publikum. Ganz im Geist des musikalischen Geschehens erzählte das Orchester (großartig das Neue Rheinische Kammerorchester Köln) von der Wehmut, wie sie im Kosmos geherrscht haben muß.

Selbst die gewaltigen Chorfugen waren kein Problem, trotz Riesenbesetzung aus drei Moerser Chören, die so geschickt formiert waren, daß sie ein durch und durch homogenes und bestens präpariertes Ensemble darstellten. Ohne Schwerfälligkeit, ohne Starrheit, einfach nur gewaltig. Das Solistentrio mit der wundervoll unprätentiös agierenden Anneli Pfeffer (Sopran), dem sublim differenzierenden Johannes Klüser (Tenor) und dem sehr selbstbewußt auftretenden Bernhard Spingler (Bass) unterstrich, in einträchtigem Wettstreit, Überzeugung und Glauben, die der Chor eindrucksvoll zusammenfaßte. Als im dritten Teil die Spannung nachzulassen drohte, schlug Pfeifer ein straffes und unsentimentales Tempo an und sorgte so für ein hinreißend frisches Finale. Jubel, stehende Ovationen, langanhaltender Applaus.

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