Schüler holten sich Rat beim Kreditprofi

MOERS. Peter Lenk, Firmenkundenberater in der Kreditabteilung der Sparkasse Moers, hatte jetzt einen ganz besonderen Kundentermin. Eine ganze Schulklasse, die 10a des Grafschafter Gymnasiums, hatte gemeinsam mit Lehrer Ulrich Eickmeyer kurzfristig um ein Beratungsgespräch gebeten. Im Rahmen einer Projektarbeit waren die jungen Leute in die Rolle von Existenzgründern geschlüpft. Und sie entwickelten ihre Pläne dabei so konkret, daß sie zuletzt genau wissen wollten, wie nah sie einer wirklichen Unternehmensgründung gekommen waren.

Über Nacht machte Kreditberater Lenk die Hausaufgaben und las sich in zwei Konzepte ein. Die Gruppe „Grindhouse“ hatte zuvor bereits mit dem Vermieter eines Gebäudes in Krefeld gesprochen, in der sie eine bewirtschaftete Skaterhalle einrichten möchte. „Lycaon“, das Projekt der zweiten Gruppe, soll ein neues Restaurant in der Nähe von Kloster Kamp werden. Kreditbedarf: 50.000 Euro für „Grindhouse“, 450.000 Euro für „Lycaon“.

Was ist mit meinen Fähigkeiten?

Bevor der erfahrene Firmenkundenberater in die mit Fleiß zusammengetragenen Details ging, erläuterte er die grundsätzlichen Überlegungen, die jeder Existenzgründer anstellen sollte. „Am Anfang steht natürlich die Idee, aus der ein konkretes Konzept werden muß“, so Lenk. Bereits hier müsse man sich selber kritisch fragen, ob der Gedanke bei näherer Betrachtung und beim Durchlaufen verschiedener Szenarien wirklich Betstand hat. „Ist die Idee gut? Was ist mit meinen Fähigkeiten? Kann ich mich gegen ein möglicherweise bereits bestehendes Angebot durchsetzen?“ Lauten die Antworten hier Ja, dann geht es weiter über die Fragen der notwendigen Investitionssumme, der Finanzierung, der zu erwartenden Umsätze (am besten für zwei, drei Jahre), der Rentabilität und so weiter.

Nach diesem Muster deklinierte die 10a gemeinsam mit dem Kreditprofi die beiden Unternehmensideen durch. Es stellte sich heraus, daß „Grindhouse“ mit 50.000 Euro als Investitionssumme für die Einrichtung der Skaterhalle und der integrierten Gastronomie gut kalkuliert hatte. Auch die Ideen zu verschiedenen Aktionen, um das bislang konkurrenzlose Angebot in Krefeld bekannt zu machen, gefielen Peter Lenk gut. „Wenn Sie jetzt noch mit einschlägigen Lieferanten gute Konditionen aushandeln würden, wäre das eine gute Ausgangsposition.“ Fazit: Gutes und machbares Konzept, für das die Sparkasse nach Ausschöpfung öffentlicher Fördermittel durchaus einen Kredit bewilligen würde.

Personalkosten zu knapp, Umsätze zu hoch

Anders sah die Sache für das Restaurant „Lycaon“ aus. Auch hier hatte die Projektgruppe gut vorgearbeitet und viele wichtige Daten zusammengetragen. Doch angesichts der Höhe der Investitionssumme von 450.000 Euro und der Anzahl vergleichbarer Angebote im direkten Umfeld war Peter Lenk hier zurückhaltender. „Zwar bietet der Ankauf der Immobilie, in der das Restaurant entstehen soll, eine gewisse Sicherheit für uns, doch scheinen mir die laufenden Kosten nicht wirklich realistisch berechnet zu sein.“

Als Beispiel nannte er zwei Kaffeemaschinen, für die die Gruppe 39 Euro vorgesehen hatte. „Für eine Nutzung im professionellen Bereich müssen Sie da locker zwei Nullen dranhängen“, so Lenk. Überdies seien die Personalkosten zu knapp und die zu erwartenden Umsätze zu hoch angesetzt. Lenk: „Sie gehen von 100 Essen am Tag aus, egal ob Schnee liegt oder es sehr heiß ist und die Leute erfahrungsgemäß ausbleiben.“ Fazit: Gute Arbeit, aber sehr hohes Risiko.

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