Professor Dietrich Grönemeyer referierte in der Sparkasse

MOERS. Das Herzstück seiner Vision von einer „liebevollen Medizin“ ist der Patient. Professor Dietrich Grönemeyer ließ daran bei seinem Vortrag vor rund 230 Zuhörern in der Hauptstelle der Sparkasse Moers keinen Zweifel. Im Spannungsfeld von High-Tech-Medizin und Naturheilkunde entwickelte er in den vergangenen Jahren bahnbrechende Operationsverfahren: „Ich will heilen, Schmerzen lindern und die Lebensqualität von Patienten erhöhen“, so der prominente Professor für Radiologie und Mikrotherapie. Viele nennen ihn den „Vater der Mikrotherapie.“ Unter dem Titel „Med. in Germany – Standort mit Zukunft“ warb er bei den 15. Universitätswochen dabei gleichzeitig für die Besinnung auf die „innovativen und wirtschaftlichen Riesenkräfte der Medizin in Deutschland“.

Viele Operationen, die immer noch unter Vollnarkose und bei langen Liegezeiten im Krankenhaus durchgeführt würden, könnten im Sinne der Patienten und einer deutlichen Kostenreduzierung längst ambulant vorgenommen werden, so Grönemeyer. Mit computer-tomographischen Bildern aus dem menschlichen Herzen, dem Darm und der Wirbelsäule verdeutlichte er eindrucksvoll, wie effektiv und schonend die Mikrotherapie bereits heute eingesetzt werden kann. Grönemeyer: „Die Hälfte der jährlich 60.000 Bandscheiben-Operationen in Deutschland könnten wir schon mikrotherapeutisch durchführen.“ Dem Patienten würden Schmerzen und dem Gesundheitssystem immense Kosten erspart.

Bereits zehn bis 20 Jahre, bevor Patienten an Kalkablagerungen im Herzen erkranken, können Ansätze dazu mikrotherapeutisch erkannt und behandelt werden. Erste Anzeichen von Darmkrebs, an dem in Deutschland jährlich 50.000 Menschen erkranken und rund 30.000 Patienten sterben, können mit Hilfe modernster optischer Verfahren diagnostiziert und erfolgreich entfernt werden. Selbst zerbrochene Knochen der Wirbelsäule sind mit Hilfe von Zement, der durch kleinste Sonden geleitet wird, reparabel. Anhand von Videobildern aus dem OP zeigte Professor Grönemeyer überdies, wie erfolgreich Tumore und Gefäßveränderungen im Gehirn beseitigt werden können, ohne daß der Patient dabei mehr Schmerz als einen kleinen Stich durch die Haut ertragen muß.

"Kommt zur Kur an die Ruhr"

All das sei möglich, weil Deutschland in den Bereichen, Forschung, Entwicklung und Technik ungeheuer stark sei. Doch werde diese Stärke bis heute nicht genutzt, um daraus Arbeitsplätze und wirtschaftliche Prosperität zu schaffen. Grönemeyer: „Medizin ist in Deutschland eine unterentwickelte Branche, in der ein riesiges Potential darauf wartet, endlich freigesetzt zu werden.“ Endoskopie, Hüftprothesen und die erfolgreiche Technik, mittels kleiner Ballone Gefäße wieder zu öffnen, seien Beispiele dafür, daß Know-how und Technologie in Deutschland entwickelt worden seien, das Ausland damit jedoch große Geschäft mache. Die Verantwortung für diese wirtschaftlichen Fehlentwicklungen gibt Grönemeyer vor allem der Politik.

Professor Grönemeyer, der neben seiner Lehrtätigkeit an den Universitäten Witten/Herdecke und Washington an zahlreichen Forschungsinstituten beteiligt ist, wirbt für den Standort Deutschland und insbesondere das Ruhrgebiet: „Kommt zur Kur an die Ruhr“, sagt er. Das könne, wenn sich Deutschland endliche auf seine riesigen Potentiale in der Medizintechnik besinnen würde, schon bald auch für Patienten aus der ganzen Welt gelten. Und auch sie sollen dann das erfahren, was er bei der ärztlichen Behandlung in Deutschland bislang stark vermisse: „eine liebevolle Medizin, die zuhört.“

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