"Ars libri" - Eine Ausstellung in der Sparkasse Moers

MOERS. Bücherwürmer haben ein gutes Image, sie gelten als belesen und werden üblicherweise als possierliche Kerlchen dargestellt. Claudia Wolff, Diplom-Restauratorin an der Stiftsbibliothek in Xanten, hat da eine andere Meinung: "Der Zerstörungsgrad vieler wertvoller Bücher ist sehr hoch, sie zu konservieren und zu restaurieren erfordert einen enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand."

Welche Schätze die Stiftsbibliothek Xanten, eine der bedeutendsten des Abendlandes, beherbergt, und welche Ergebnisse ihre professionelle Bearbeitung bereits hervorgebracht hat, das zeigte die Ausstellung "Ars libri - Die Kunst des Buches und seine Wiederherstellung" in der Kundenhalle der Sparkasse Moers.

Diözesan-Konservator Dr. Udo Grote, Leiter der Stiftsbibliothek, führte die rund 80 Besucher der Ausstellungseröffnung in das gleichsam interessante wie spannende Thema ein. Bis in die Zeit Karls des Großen, also bis ins 8. Jahrhundert zurück, reichen die Wurzeln der ehemaligen sogenannten "Kettenbibliothek". Namhafte Bücher wie die "legenda aurea", eine Heiligensammlung aus dem 15. Jahrhundert, oder das "liber ruber" mit Predigten des Bernhard von Clairvaux haben dort ihren Standort.

Grote: "Daß viele Werke überhaupt noch da sind, verdanken wir dem Umstand, daß die Bücher an großen Ketten festgemacht waren." Ihre Spuren finden sich noch in zahlreichen Folianten. Aus der Zeit der mittelalterlichen Lateinschule in Xanten stammen Kritzeleien damaliger Schüler. "Sie haben sich, als der Lehrer nicht da war, in Werken von Ovid oder Livius verewigt", so Dr. Grote.

Zeit und Gebrauch sowie ungünstige klimatische Bedingungen und Schädlingsbefall haben den bedeutenden Zeugnissen der abendländischen Kultur und Wissenschaft schwer zugesetzt. Die meisten der 10.000 Bände müssen von organischen Substanzen befreit und danach klimatisiert aufbewahrt werden. Die wertvollsten von ihnen stehen ganz oben auf der Arbeitsliste von Restauratorin Wolff. Anhand der in Moers ausgestellten Bücher und einer informativen Wandzeitung erläuterte Claudia Wolff die Methoden einer umfassenden Wiederherstellung.

Besonders verblüffend ist dabei der Vergleich von Vorher und Nachher. Fotografien aus der Zeit vor der Buchbearbeitung geben einen kleinen Eindruck von den Schwierigkeiten einer originalgetreuen Restaurierung. Die notwendigen finanziellen Mittel dafür stellte in den vergangenen Jahren immer wieder die Kulturstiftung Sparkasse Moers zur Verfügung: allein in diesem Jahr 20.000 Mark. Petra Frank-Diebels, Vorsitzende des Fördervereins-Stiftsmuseum Xanten, bedankte sich dafür bei den Direktoren Ulrich Ruthenkolk und Herbert Ackermann. Petra Frank-Diebels: "Diese Werke bieten die Grundlage für ein modernes Museum, das wir in Xanten schon bald einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.”

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