Portrait: Astrid Piethan, Gewinnerin des Moerser Kunstpreises 2002

NIEDERRHEIN. Als Kind hat Astrid Piethan gut und gerne gezeichnet. „Ich war aber immer sehr langsam, irgendwann wollte ich die Dinge dann schneller erfassen.“ So kam die Preisträgerin des vierten Moerser Kunstpreises zur Fotografie. Die gebürtige Mönchengladbacherin hatte sich gegen 116 Mitbewerber aus der Region Niederrhein um den von der Kulturstiftung Sparkasse Moers gestifteten Kunstpreis durchgesetzt. „Kunst mit Fotografie“ lautete diesmal das Thema. Der hochkarätigen Jury gefielen zuletzt Astrid Piethans Aufnahmen von Kölner Kiosken am besten.

Nach dem Abitur an der Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach machte die Tochter eines Bauingenieurs und einer Sportlehrerin zunächst ein Praktikum in einer Werbeagentur. Astrid Piethan: „Zusätzlich habe ich noch einige Zeit am Krefelder Theater gearbeitet. Diese praktischen Erfahrungen sind Voraussetzung für ein Design-Studium.“ Das nahm sie 1994 in Aachen auf und schloß es fünf Jahre später mit dem Diplom ab. Dort traf sie den Mann, der ihrem weiteren Werdegang als Künstlerin entscheidende Impulse gab.

Künstlerische Stärken entwickelt

„Professor Wilhelm Schürmann hat mich frei arbeiten lassen. Ich konnte mir die Themen selbst suchen und entdeckte so, ohne den Zwang von Vorgaben, meine künstlerischen Stärken“, sagt die 29jährige heute. Ihre Diplomarbeit legte sie als reines Fotoprojekt an. Der Bildband, ein Unikat, umfaßt zufällige Schnappschüsse aus interessanten Perspektiven und viele inszenierte Bilder. „Ich fotografiere gerne gestellte Szenen, die Geschichten erzählen.“

Genau das fand die sechsköpfige Jury an den eingesandten Fotos so überzeugend. "Es ist eine künstlerisch eigenständige Arbeit, die handwerklich gut gemacht ist und facettenreich ästhetische und soziale Aspekte miteinander verbindet", so Jurymitglied Dr. Sigrid Schneider vom Ruhrlandmuseum Essen bei der Preisverleihung in der Moerser Galerie Peschkenhaus. Astrid Piethan hatte mit der Kamera das multikulturelle Leben an Kölner Kiosken eingefangen. Ihre und die Arbeiten weiterer Künstler waren bis Ende Dezember 2002 im Peschkenhaus zu sehen.

Während ihre Studienfreunde mit dem Design-Diplom in der Tasche vielfach in Brotberufe gingen, verschrieb sie sich weiter der Kunst. Aus Aachen ging sie direkt an die Düsseldorfer Kunstakademie. Dort besucht sie nun seit mehr als drei Jahren die Kurse von Magdalene Jetelova. Astrid Piethan: „Hier führen wir einmal in der Woche eine offene Diskussion. Diese kritische Auseinandersetzung mit meinen und den Arbeiten der anderen ist sehr wichtig für mich.“ Zudem machte sie bereits gute Erfahrungen mit der Ausstellung eigener Werke in Deutschland, Tschechien und zuletzt in Moskau.

Auf Stipendien und Preise angewiesen

Zwischendurch arbeitet sie für so renommierte Zeitschriften wie Brand eins. „Da habe ich gerade einige ganz spannende Portraits von Mittelständlern gemacht.“ Ihre Arbeitswoche plant sie so, daß sie zwei oder drei Tage hintereinander in ihrem Kölner Atelier die eigenen Fotos entwickeln kann. „Sonst muß man die Chemie immer wieder neu ansetzen.“ Der Schwerpunkt ihrer Arbeit soll aber auch zukünftig auf der Kunst liegen. Derzeit fotografiert sie Kleinstfamilien und Paare in deren gewohntem Umfeld. Astrid Piethan: „Wenn man sich entscheidet, künstlerisch zu arbeiten, muß man wissen, daß man sehr wesentlich auf Stipendien und Preise angewiesen ist.“ Von den 5000 Euro des Moerser Kunstpreises kaufte sie sich erstmals eine eigene Blitzanlage.

Unterdessen hat das Kuratorium der Kulturstiftung Sparkasse Moers entschieden, daß es auch im Jahr 2004 einen Moerser Kunstpreis geben wird. Zu welchem Thema und wo die Arbeiten ausgestellt werden, wenn die Galerie Peschkenhaus dann, wie vom Moerser Rat beschlossen, nicht mehr existiert, steht noch nicht fest.

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